Britische Wissenschaftler: Wahrnehmung und Bewertung von Körpermaßen ändern sich in belastenden Situationen. Auch “Playboy“ setzt darauf.

San Francisco. Wenn Männer gestresst sind, bevorzugen sie dickere Frauen als sonst. Dieses Fazit ziehen zwei britische Psychologen, nachdem sie 81 männliche Freiwillige verschiedene weibliche Körperformen bewerten ließen. Dabei bekamen kräftigere, aber auch übergewichtige und sogar fettleibige Frauen bessere Bewertungen, wenn die Probanden zuvor eine stressige Situation erlebt hatten. Ob es einen solchen Effekt umgekehrt auch bei Frauen gibt, können die Wissenschaftler allerdings noch nicht sagen. Über ihre Ergebnisse berichten Viren Swami von der University of Westminster in London und Martin Tovée von der Universität in Newcastle-upon-Tyne im Fachmagazin "PLoS one“ (doi: 10.1371/journal.pone.0042593).

Vorstellungsgespräch und Matheaufgabe verursachen Stress

Zwischen 18 und 42 Jahren waren die Teilnehmer alt, die die beiden Forscher für ihren Test rekrutierten. 41 von ihnen wurden zufällig ausgewählt und bildeten die eigentliche Studiengruppe, die restlichen 40 dienten als Kontrollgruppe. Die Stressgruppe bekam zehn Minuten Zeit, sich auf ein folgendes simuliertes Bewerbungsgespräch vorzubereiten.

In diesem Gespräch sollten sie in freier Rede fünf Minuten lang eine Jury von ihren Qualitäten überzeugen, während sie auf Video aufgenommen wurden. Anschließend mussten sie unter starken Zeitdruck noch eine Matheaufgabe lösen – ein Konzept, das dazu diente, die Teilnehmer unter Stress zu setzen. Die Kontrollgruppe saß währenddessen still in einem Raum und wartete.

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Im eigentlichen Test bekamen alle Probanden zehn Bilder von Frauenkörpern, bei denen der Kopf entfernt worden war, vorgesetzt. Ihre Form reichte von mager-ausgezehrt über normalgewichtig bis hin zu fettleibig. Die Teilnehmer sollten alle Bilder auf einer Skala von eins bis neun nach ihrer Attraktivität bewerten und zusätzlich angeben, welche Abbildung für sie den idealen Körperbau zeigte. Im letzten Schritt waren sie angehalten, die dünnste und die dickste Figur zu wählen, die ihnen noch einigermaßen attraktiv erschien. Anschließend testeten die Wissenschaftler, ob die Probanden Hunger hatten oder nicht.

Stress erweitert das Spektrum

Die Ergebnisse in der Stressgruppe seien messbar anders ausgefallen als in der Kontrollgruppe, berichten die Forscher. Ganz generell schien sich die Vorliebe der gestressten Männer in Richtung kräftigerer Körper verschoben zu haben: Das Idealbild beispielsweise war bei ihnen im Schnitt deutlich dicker als in der Kontrollgruppe, und auch die Durchschnittswerte auf der Attraktivitätsskala fielen für üppigere Frauenkörper höher aus. Zudem erweiterte sich der Bereich, in dem die Männer die Körper attraktiv fanden, nach oben.

Stress beeinflusst also offenbar, wie Männer Frauenkörper wahrnehmen, resümiert das Team. Etwas Ähnliches wurde bereits beobachtet, wenn Menschen um bestimmte Ressourcen wie zum Beispiel Essen bangen müssen. Während hier jedoch der Zusammenhang mit mehr Fettpolstern klar ist - schließlich sind dickere Körper ein klares Zeichen für eine gute Versorgungslage -, ist der Bezug zu Stress weniger eindeutig.

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Dahinter stecke vermutlich die unbewusste Neigung, in bedrohlichen Situationen eher auf reifere und erfahrenere Partner zu setzen, erläutert das Duo. Und ein schwererer, größerer Körper sei ein typisches Kennzeichen für diese Art von Reife. Ein ähnlicher Effekt ist übrigens bereits früher einmal nachgewiesen worden: In Zeiten, in denen es der amerikanischen Wirtschaft eher schlecht geht, tauchen im Magazin "Playboy“ regelmäßig etwas kurvigere und auch ältere Playmates auf als sonst.

Mit Material von dapd