Ein paar versteinerte Knochen. Das ist alles, was von diesem Vorfahren aller Europäer geblieben ist. Immerhin, 28 000 Jahre haben sie überdauert.

Und trotz ihres brüchigen Zustands können uns die fossilen Überreste viel erzählen über den Urverwandten, der sich damals durch die karge Landschaft der letzten Eiszeit schlug.

Deshalb haben zwei italienische Forscher aus Ferrara und Florenz an diesen Knochen herumgekratzt, das Erbgut analysiert und die DNA-Sequenzen mit denen des Neandertalers und des Menschen von heute verglichen. Ihr Ergebnis: Der Cro-Magnon-Mensch (benannt nach einer Fundstelle in Frankreich) unterschied sich nicht von uns, seinen 2008 lebenden Nachfahren. Dafür umso mehr vom Neandertaler, den die Wissenschaftler (wieder einmal) von der Liste unserer direkten Verwandten gestrichen haben. Aber was sagen uns solche Ergebnisse, wie sie die Genetik-Experten Guido Barbujani und David Caramelli im Fachblatt "PLoS One" vorstellen?

Heißt das wirklich, dass sich der Mensch in Zehntausenden Jahren kein bisschen verändert, sprich weiterentwickelt hat? Kein beruhigender Gedanke. Denn wo ist all das Wissen geblieben, alle Erkenntnisse, der Fortschritt, die Errungenschaften, mühsam erworben im Auf und Ab der Kulturen? Hat sich nichts davon im Laufe der Evolution in unseren Genen verewigt? Müssen wir es immer wieder mühsam an jede Generation weitergeben?

Oder haben wir schon das Ende der Menschwerdung erreicht? Schluss, aus, kein weiterer Evolutionsschritt? Wir heute - quasi als Krone der Schöpfung? Da wird manchem vor Schreck ein Zacken rausbrechen. Oder sind wir verdammt als Neuzeit-Dinos, die mangels Veränderungskraft bald von der Erde verschwinden?

Blicken wir zur Beruhigung 3,2 Millionen Jahre zurück, auf Lucy, Urmenschweibchen aus Äthiopien. Sie, deren Überreste ausgegraben wurden, als gerade der Beatles-Song "Lucy in the Sky" aus dem Rekorder trällerte, gilt als Urmutter des aufrechten Gangs. Sie holte uns von den Bäumen. Irgendwo tief in uns muss doch noch eins ihrer Gene stecken, das uns sicher in die Zukunft führt.