Um ihre Produkte so zu konstruieren, dass sie auch von alten Menschen bequem bedient werden können, nutzen immer mehr deutsche Firmen einen sogenannten Alterssimulationsanzug. Wer ihn trägt, fühlt und bewegt sich, als sei er plötzlich 30 bis 40 Jahre älter. Gewichte und Schienen an Hals und Gelenken lassen die Glieder steif und schwer werden, eine getönte Brille trübt die Sicht, und ein Kopfhörer dämpft jeden Laut. Das Gehen wird beschwerlich, das Bücken eine Qual, und die Treffsicherheit beim Bedienen kleiner Tasten tendiert gegen null.

Etliche Autohersteller wie Ford zum Beispiel haben mithilfe dieses Simulationsanzugs bereits seniorengerechte Autos entwickelt - mit mehr Kopffreiheit, einer höheren Sitzposition, die Ein- und Aussteigen erleichtert, sowie gut lesbaren Ziffern auf den Armaturen. Aber auch Hersteller von Hausgeräten wie Bosch und Siemens haben den Spezialanzug schon eingesetzt. Zum Beispiel bei der Konstruktion von Geschirrspülern. "Nachdem die Entwickler ihre eigenen Geräte mit dem Simulator bedienen sollten, haben sie gesehen, dass es schwierig ist, an den Einfüllstutzen für das Salz zu kommen oder Pulver und Tabs einzufüllen", berichtet Roland Schoeffel, dessen Firma Schoeffel Design und Consulting in Bayern den Anzug konstruiert hat. Anfragen kämen immer häufiger auch aus anderen Branchen wie Krankenhäusern, Pflegediensten und -schulen.

Schoeffel sieht die Entwicklung der Nachfrage aber erst am Anfang. Wenn man die Bedürfnisse und Eigenschaften der älteren Menschen mehr beachten würde, "könnte man auch mehr verkaufen. Das dämmert jetzt so langsam der Wirtschaft."