Jedes Jahr kommen 65 000 Kinder in Deutschland zu früh auf die Welt, jedes Zehnte davon wiegt bei der Geburt weniger als 1500 Gramm - eine Situation, die für das Kind und seine Eltern mit großen körperlichen und seelischen Belastungen verbunden ist. Die Auswirkungen einer Frühgeburt auf die Kinder und ihre Familien untersuchen jetzt Hamburger Wissenschaftler in der "Hamburger Früh- und Reifgeborenen-Entwicklungsstudie".

Dabei wollen die Leiter des Projekts, Dr. Axel von der Wense, Leiter der Neugeborenenabteilung am Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK), und Dr. Carola Bindt, Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychosomatik am AKK und im UKE, mehreren Fragen nachgehen. Einige Beispiele: Wie kommt es, dass so viele Frühgeborene im Laufe ihrer Entwicklung im Vergleich zu reif geborenen Kindern seelische Probleme bekommen? Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen Frühgeborenen und ihren dadurch belasteten Eltern? "Unser Anliegen ist, von der kindlichen Seite und von der psychischen Seite der Eltern her zu untersuchen, wie es der Familie geht", sagt Dr. Bindt.

Mit ersten Zwischenergebnissen der Studie, die im vergangenen Jahr begonnen hat, rechnen die Experten in drei Monaten. Ein Ergebnis zeichnet sich aber schon jetzt ab. "Mit Sicherheit gibt es deutlich häufiger seelische Belastungen und Störungen bei den Eltern von Frühgeborenen als bei Eltern von Reifgeborenen", so Bindt.

Untersucht werden Familien von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm, die in den Neugeborenenabteilungen des UKE, AKK und der AK Barmbek behandelt werden, sowie eine Vergleichsgruppe mit reif geborenen Kindern. Gefördert wird die Studie von der Werner-Otto-Stiftung und der Kroschke-Stiftung für Kinder mit je 50 000 Euro.