Herzinfarktrisiko: Kanadische Forscher untersuchen den Abbau von Koffein im Körper

Ob Kaffee dem Herzen schadet oder nützt, entscheidet das Erbgut des jeweiligen Trinkers. Bei etwa der Hälfte der Menschen lassen demnach einige Tassen Kaffee täglich das Herzinfarktrisiko deutlich steigen, bei anderen sinkt es zumindest bei mäßigem Kaffeegenuß, schreiben kanadische Wissenschaftler im "Journal of the American Medical Association" (Nr. 295, S. 1135).

Ursache des Unterschieds seien zwei Varianten eines einzelnen Gens, die einen unterschiedlichen schnellen Koffein-Abbau verursachten.

Koffein wird von dem Enzym Cytochrom P450 in der Leber abgebaut. Der Bauplan des Enzyms wird vom Gen CYP1A2 festgelegt, das in zwei Formen vorkommt. Aus der 1F-Variante abgeleitete Cytochrome bauen Koffein nur langsam ab, das auf der Variante 1A basierende Enzym bis zu viermal so schnell.

Das Team um Ahmed El-Sohemy von der University of Toronto hatte das Erbgut von mehr als 2000 Herzanfallpatienten in Costa Rica untersucht und ihren Kaffeekonsum erfragt. Die gesammelten Daten verglichen die Forscher mit denen ebenso vieler Testpersonen ohne Herzprobleme.

Bei etwa der Hälfte der Studienteilnehmer fanden die Wissenschaftler die Genvariante CYP1A2\*1F. Zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag erhöhen bei Menschen mit dieser "langsamen" Genvariante das Infarktrisiko um ein Drittel, bei vier und mehr Tassen sind es sogar rund zwei Drittel, berichten die Forscher.

Menschen mit der "schnellen" Genvariante CYP1A2\*1A verringern ihr Herzinfarktrisiko dagegen mit dem Genuß von zwei bis drei Tassen Kaffee täglich um etwa ein Fünftel. Wie die Genvarianten in anderen Ländern verteilt sind, wissen die Forscher bislang nicht. In Europa sei sie aber wahrscheinlich der in Costa Rica sehr ähnlich. Vorstellbar sei, daß Kaffeetrinker künftig mit einem einfachen Gentest abklären lassen, ob sie ihrem Herz mit dem koffeinhaltigen Heißgetränk nützen oder schaden, schreiben die Forscher. Auch ohne Test muß niemand ganz auf Kaffee verzichten, solange er nur eine Tasse am Tag trinkt. Diese Menge sei auch für Träger der "schlechten" Genvariante unbedenklich.