Archäologie: Der amerikanische Architekt und Hobbyforscher Robert Samast behauptet, vor Zypern Überreste der versunkenen Stadt gefunden zu haben. Doch der Hamburger Geophysiker Dr. Christian Hübscher hält dagegen: “Das sind Schlammvulkane.“

Wir haben definitiv und unwiderlegbar die Akropolis von Atlantis gefunden." Mit diesen Worten verkündete im November 2004 der 28 Jahre alte amerikanische Architekt und Hobbyforscher Robert Samast eine vermeintliche Sensation. Der Hamburger Geophysiker Dr. Christian Hübscher hat dazu jedoch eine andere Meinung: "Das sind Schlammvulkane".

Die Existenz von Atlantis ist seit jeher umstritten. Von einer "Kopfgeburt" des griechischen Philosophen Plato, der den Mythos von Atlantis schuf, spricht etwa Reinhold Bichler, ein Althistoriker aus Innsbruck. Dem entgegen stehen mehr als 50 Versuche internationaler Forscher, die versunkene Stadt zu finden - bislang ohne Erfolg.

So klang die Botschaft von Robert Samast nach einem spektakulären Coup.

Mit Hilfe eines Sonargerätes, mit dem sich das Relief des Meeresbodens darstellen läßt, will der Amerikaner 80 Kilometer vor Zypern am Meeresgrund Überreste der antiken Stadt - zum Beispiel von der Stadtmauer, den Straßen oder der Burganlage - geortet haben. Diese Funde seien "identisch" mit den Beschreibungen Platos.

An Beweisen fehlt es allerdings. Lediglich eine Computeranimation, angelehnt an die Bilder seines Sonars, konnte Samast vorweisen, inklusive der Ankündigung, mit Hilfe von 250 000 Dollar weiter zu forschen.

Für Christian Hübscher sind auf den amerikanischen Atlantisbildern jedoch lediglich Schlammhügel zu sehen. Seit 2001 haben er und ein Forscherteam bereits dreimal in besagter Mittelmeerregion den Meeresboden untersucht, um mehr über dessen Zusammensetzung, insbesondere über die der Salzschichten zu erfahren.

Nach Hübscher ist das Atlantisrelief aus Schlamm entstanden, der unter den dicken Salzschichten hervorgebrochen ist. Verursacht durch den Überdruck innerhalb von Tonschichten, die sich unter und in den Salzlagen befänden, hätten sich die Schlamm-massen vulkanartig entleert - und so den Meeresgrund zu Samasts Atlantis geformt. Nachweisen konnte der Wissenschaftler dies anhand von Meßdaten während seiner Expedition im Sommer 2004.

So ist der vermeintliche Burghügel der versunkenen Stadt das Ergebnis eines solchen Vulkanausbruchs, desgleichen der danebenliegende, "von Menschenhand geschaffene Kanal". Der sei entstanden, weil der Vulkan nach der Entleerung der tiefliegenden Schlammmassen einsinke. So entstünden an seinen Rändern längliche Täler, meint Hübscher.

Auch wenn diese speziellen geophysikalischen Forschungsergebnisse Samast verborgen geblieben sind, so hätte er doch eines wissen müssen: Sein Atlantis ist bereits seit gut fünf Millionen Jahren von Wasser bedeckt - zu die-sem Zeitpunkt gab es noch keine menschlichen Wesen. Samasts Theorie vom Untergang der Stadt ist zwar realistisch, kann aber nicht, wie nach der Sage Platos, erst vor 11 000 Jahren stattgefunden haben. "An diesen Daten kommt man nicht vorbei", meint der Geophysiker Hübscher.

Denn schon vor etwa sechs Millionen Jahren trocknete das Mittelmeer aus, nachdem es die Verbindung zum Atlantik verloren hatte. Dabei entstanden auch die von Hübscher untersuchten Salzablagerungen. Eine halbe Million Jahre später bekam es wieder Anschluß an den Atlantik - und Wassermassen strömten in das tote Meeresbecken.

Daß eventuell auch andere geologische Vorgänge oder Klimaveränderungen, wie zum Beispiel ein Erdbeben oder das Ende der letzten Eiszeit, die Ursache für den Untergang dieses Atlantis gewesen sein könnten, sei nicht möglich, meint Christian Hübscher.

Denn dazu würde die vermeintliche Stadt Atlantis unter anderem viel zu tief unter dem Wasser liegen - geschätzte 1500 Meter.

Informationen im Internet : www.atlantia.de www.atlan.org