Tiermedizin: Ein hoher Anteil von Fettsäuren in der Muskulatur lässt Feldhasen sprinten.

Feldhasen bringen es auf ein Tempo von bis zu 80 km/h und sind damit viermal schneller als Säugetiere vergleichbarer Größe. Der Grund für diese außergewöhnlichen Sprintfähigkeiten könnten mehrfach ungesättigte Fettsäuren sein, vermuten Wiener Biologen.

Ihren Untersuchungen zufolge weist die Muskulatur der Tiere einen besonders hohen Gehalt dieser molekularen "Störenfriede" auf. Beim Feldhasen enthalten die Membranen der Muskelzellen bis zu 66 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren, fanden die Forscher um Thomas Ruf von der Veterinärmedizinischen Universität Wien heraus. Dieser Wert übertrifft die bei anderen Säugetieren gemessenen, gilt allerdings nur für die Skelettmuskulatur der rasanten Langohren. In anderen Geweben liegt der Wert niedriger.

Ungesättigte Fettsäure-Moleküle weisen einen oder mehrere "Knicke" auf und bringen damit Unordnung in Zellmembranen. Gerade bei niedrigen Temperaturen ist dieser Effekt segensreich - hält er die fettige Membran doch in nahezu flüssigem Zustand und damit funktionstüchtig. Dies erklärt, warum im Winter entnommene Gewebeproben höhere Anteile ungesättigter Fettsäuren aufweisen als im Sommer entnommene. Ruf und sein Team wollen nun untersuchen, ob die Muskeln von Feldhasen auf Grund dieses Effekts besonders gut funktionieren. Und vielleicht würden die besonders angelegten Moleküle ja auch bei anderen Sprintern im Tierreich benötigt.

Die Universität weist darauf hin, dass der hohe Anteil ungesättigter Fettsäuren Hasen zu einem besonders gesunden Nahrungsmittel für Menschen macht.

Ein Feldhase wird im Schnitt acht Jahre alt. Durch die starken und überschnellen Hinterbeine und die guten Lungen ist er ein schneller und ausdauernder Läufer. Er ist mit Ausnahme von Island, Irland und Skandinavien in ganz Europa zu Hause, auch in Teilen Asiens und in Nordafrika.

Dem Feldhasen geht es wegen der Einengung seiner Lebensräume schlecht. Er steht bei uns auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Denn es gibt kaum noch Feldraine, in denen die Hasen Schutz oder Nahrung wie Wildkräuter finden können.

Es wird weiterhin vermutet, dass durch den Einsatz von landwirtschaftlichen Chemikalien die Fortpflanzungsfähigkeit des Feldhasen beeinträchtigt wird. (dpa/HA)

Die Veterinärmedizinische Universität Wien im Internet : www.vu-wien.ac.at