Kürzlich erst züchteten japanische Genforscher die ersten koffeinreduzierten Kaffeepflanzen. Bislang sind aufwendige Verfahren nötig, um das Koffein aus den Bohnen herauszulösen. Koffeinarme Bohnen könnten die schillernde Geschichte des Kaffees um ein weiteres Kapitel bereichern. Wann der Kaffee entdeckt wurde, ist nicht überliefert. Um seine Entdeckung ranken sich viele Geschichten. Eine der schönsten Legenden berichtet von tanzenden Ziegen und ihrem jungen Hirten Kaldi. Der Hirt, so Mark Pendergrast, folgte gern den Tieren, die die Berghänge nach Futter durchkämmten. Spätnachmittags, wenn er einen besonders schrillen Ton auf seiner Flöte spielte, folgten ihm die Ziegen nach Hause. Eines Nachmittags aber kamen sie nicht. Der Hirte traf sie schließlich am Ende eines schmalen Weges - sie tanzten auf ihren Hinterbeinen und meckerten aufgeregt. Der Hirte sah, dass die Tiere die glänzend-grünen Blätter und roten Beeren eines Baumes naschten, den er nicht kannte. Er tat es ihnen nach - und entdeckte die berauschende Wirkung der Zauberbäume, die fortan in Äthiopien angebaut wurden, so die Legende. Von dort, so viel ist sicher, gelangte der Kaffee um 600 n. Chr. nach Arabien. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts brachten moslemische Pilger die Kaffeebohnen aus Mekka mit in die Türkei, nach Ägypten und Syrien. Dort kosteten 1573 auch die ersten Abendländer den Kaffee. Um 1600 erklärte Papst Clemens VIII., dass es den Gläubigen erlaubt sei, dieses berauschende Getränk zu genießen. Damit begann die Karriere der Kaffeebohne in Europa. Seit 1650 wurde der Kaffee auf den Straßen Italiens verkauft. Bereits 1677 eröffnete in Hamburg das erste Kaffeehaus. Die Venezianer folgten 1683, die Pariser drei Jahre später. Um die steigende Nachfrage zu decken, wurden neue Anbaugebiete erschlossen - die dafür notwendigen Pflanzen oder Samen wurden oft geschmuggelt. So brachte um 1600 ein moslemischer Pilger unerlaubt sieben Samenkörner aus der Türkei nach Südindien. Die Nachkommen einer Kaffeepflanze aus Aden, die die Niederländer 1616 nach Holland geschmuggelt hatten, begründeten 1658 den niederländischen Kaffeeanbau in Ceylon. 40 Jahre später wuchsen Kaffeepflanzen auf Java, den indonesischen und ostindischen Inseln. 1714 stiegen die Franzosen ins Kaffeegeschäft ein - die Niederländer schenkten der Regierung eine Kaffeepflanze. Die Ausfuhr der Pflanzen war strikt verboten. Doch Liebe macht erfinderisch: 1723 erhielt der französische Marineoffizier Gabriel Mathieu de Clieu von seiner Geliebten, die mit einem Regierungsmitglied verheiratet war, einen Blumenstrauß zum Abschied. In diesem steckte, so wird berichtet, ein blühender Kaffeezweig. So gelangte der Kaffee zur Karibik-Insel Martinique. "Ein Großteil des heutigen Kaffeeangebotes stammt vermutlich von dieser einen Pflanze", schreibt Mark Pendergrast. In Deutschland verbat 1777 Friedrich der Große den Kaffee. Doch zehn Jahre später hob sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II, das Verbot wieder auf - bis heute aber blieb die Kaffeesteuer. Nachdem der Kaffee sich rund um den Erdball ausgebreitet hatte, wurden auch Forscher neugierig. Der deutsche Chemiker Ferdinand Runge entdeckte 1820 das Koffein - die Kaffeebohnen schenkte ihm Johann Wolfgang von Goethe. 75 Jahre später gelang es, Koffein künstlich herzustellen. Aber das Kaffeearoma konnte bisher nicht gut kopiert werden. (ang) Buchtipp : "Kaffee - wie eine Bohne die Welt veränderte", Mark Pendergrast, edition temmen, 24,95 Euro.