Tesla: Mit dem vom Bund geförderten 670-Millonen-Euro-Projekt soll untersucht werden, was genau in Molekülen geschieht

Auch wenn der große Traum vom 33 Kilometer langen gigantischen Teilchenbeschleuniger unter Hamburgs und Schleswig-Holsteins Wiesen für die Forscher beim Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Bahrenfeld vorerst keine Wirklichkeit wird: Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat am vergangenen Mittwoch entschieden, die Hälfte der Baukosten von 670 Millionen Euro des geplanten TESLA-Röntgenlasers bei DESY zu bezahlen. Eine gigantische Investition in die Arbeit der Hamburger Forscher. Und so mancher fragt sich dabei unwillkürlich: Was machen die eigentlich mit dem vielen Geld? Warum ist der Bundesregierung auch in Zeiten leerer Kassen die Arbeit dieser Wissenschaftler so viel wert? Für DESY-Physiker Dr. Jens Drube ist die Sache klar: "Mit dem TESLA-Röntgenlaser stoßen wir eine Tür für die Forschung der nächsten 20 bis 50 Jahre auf." Denn: Der Röntgenlaser soll eine ganz kleine Fläche mit enorm viel Licht für eine extrem kurze Zeit beleuchten. "Damit kann man zum Beispiel Prozesse in Molekülen untersuchen, die sich verändern", sagt Drube. Letztlich wollen die Forscher mit der vier Kilometer langen Maschine erfahren, wie Leben auf der kleinsten Ebene wirklich funktioniert, was genau bei der Reibung von Materie geschieht, was genau bei allen möglichen chemischen Reaktionen passiert. Atom für Atom chemische Reaktionen verfolgen, per Röntgenblick zu sehen, was im Innersten von Autokatalysatoren oder lebenden Zellen vor sich geht - der TESLA-Röntgenlaser soll all dies möglich machen. Physik, Chemie, Material- und Geoforschung, Biologie, Medizin und die industrielle Anwendung sollen gleichermaßen vom Röntgenlaser profitieren. Wie unvorstellbar kurz die Belichtungszeit des Röntgenlasers ist, zeigt ein Vergleich von DESY-Physiker Dr. Thomas Möller: "Die Lichtblitze sind so kurz, dass das Licht in dieser Zeit nur die Strecke der Dicke eines Haares schafft." Und Licht ist verdammt schnell: In einer Sekunde kommt es eigentlich von der Erde bis zum Mond. Nach der Entscheidung der Bundesministerin in der vergangenen Woche wird DESY-Chef Wagner nun mit einer Arbeitsgruppe die Planung und die Standortfrage für den Röntgenlaser neu überdenken. "Der TESLA-Staatsvertrag zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ging vom Gesamtprojekt aus", sagt Wagner. Eine Teilung des Projektes sei hier nicht vorgesehen gewesen. Für einen Bau auf dem Gelände in Bahrenfeld allerdings ist der Röntgenlaser - auch wenn er nicht mehr an den 33 Kilometer langen Teilchenbeschleuniger von TESLA gekoppelt ist - immer noch zu groß. Ein etwa 70 Meter langer Testlaser ist bereits auf dem DESY-Gelände in Bahrenfeld aufgebaut. "Wir haben in ersten Experimenten gezeigt, dass es funktioniert", sagt DESY-Physiker Dr. Thomas Möller stolz. Bereits diese ersten Experimente, der Forschungsgruppe um Dr. Möller, fanden international Beachtung: Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" publiziert und die Wissenschaftler ausgezeichnet. Zur Zeit wird der Laser bis auf 250 Meter Länge ausgebaut. Doch auch das ist noch meilenweit vom eigentlich geplanten Röntgenlaser entfernt. Für den Schritt dorthin hat Prof. Wagner einleuchtende Worte: "Das ist so, als ob Sie in einer Lampe eine Birne mit einem Watt gegen eine mit einer Milliarde Watt austauschen." Informationen im Internet : www.desy.de