Unverhofftes Anglerglück beschert das Internet zur Zeit nicht nur Fischliebhabern. Der unbedarfte Surfer wird zum Fischer, denn ein besonders skurriler Fisch hängt an seiner Angel: die Hommingberger Gepardenforelle. Sie verdrängte alle bis dato auf Grund ihrer Schmackhaftigkeit so beliebten Artgenossen in der Internetnachfrage auf die hinteren Plätze. Obwohl die Hommingberger Gepardenforelle bisher weder auf den Menüplänen Hamburger Restaurants noch auf den Seziertischen der Ichtyologen (Fischforscher) auftauchte, findet man sie in den Netzen jedes Internetfischers in hoher Anzahl. Von Google über Yahoo bis zu der Fischereiflotte des Microsoft-Monopolisten MSN - alle verzeichnen für die Hommingberger Gepardenforelle einen weit opulenteren Fang im Internet (ca. 2,5 Millionen Treffer) als für die altgediente Forelle (ca. 2,3 Millionen Treffer).

Des Rätsels Lösung findet sich im Kleingedruckten der diversen Forellen-Homepages: Nach bebilderten Rezeptvorschlägen und beflissen daherkommenden Zuchthinweisen findet man spätestens im Impressum den Hinweis: Die Hommingberger Gepardenforelle gibt es gar nicht.

Ihr Name geht auf die Worterfindung des "c't"-Computermagazin-Redakteurs Jo Barger zurück. Im Rahmen eines Wettbewerbs für Suchmaschinenoptimierer, sogenannte SEOs (search engine optimizer), diente die Hommingberger Gepardenforelle als Köder bzw. Vehikel, um die Arbeitsweisen und Rankingmechanismen von Google & Co. zu ermitteln. Mit der Ausschreibung wollte das Hannoveraner Verlagshaus Heise herausfinden, warum bestimmte Internetseiten in den Trefferlisten der großen Suchmaschinen ganz vorne landen.

Der bereits im vergangenen Jahr beendete Wettstreit entzauberte zwar das Mysterium um die gutgehüteten Algorhythmen der Suchdienste, er kreierte aber auch ein neues. Das Kunstwort Hommingberger Gepardenforelle entwickelte sich immer mehr zum Internethype, dem schon so mancher unbedarfte User auf den Leim gegangen ist. Neben Tausenden von Homepages tummeln sich schon Diskussionsforen, Computerspiele und andere Gimmicks zu der virtuellen Forelle in den Untiefen des Datenmeeres.

Nun könnte man meinen, nach Moorhühnern und Schni, Schna, Schnappi könnte uns keine Internetkreatur mehr überraschen - weit gefehlt. Verblüffenderweise frönen der Forellen-Leidenschaft nicht nur Jugendliche der Spaßgeneration, die ihre Lebensrealität schon seit einigen Jahren in den Cyberspace verlagert haben. Auch vielbeschäftigte Berufstätige wie der Anwalt Dr. Michael Stehmann sind engagierte virtuelle Fischzüchter geworden. Für den auf Unfallrecht spezialisierten Rheinländer ist die Hommingberger Gepardenforelle zum Symbol einer modernen, grenzüberschreitenden Kommunikation geworden, die Vorbildcharakter für das reale menschliche Miteinander ist. "Der Hommingberger Spieltrieb ist ein Sinnbild für ein freies Internet, in dem man noch mitspielen darf und nicht nur konsumiert", so sein Plädoyer.

Es bleibt ein schaler Nachgeschmack. Die Gepardenforelle ist nicht nur den Beweis angetreten, daß Tausende Internetuser das Kind in sich wiederentdeckt haben, sondern auch, daß es im World Wide Web weniger auf den Inhalt als vielmehr auf die professionelle Inszenierung ankommt.

Informationen im Internet:

http://www.hommingberger-gepardenforelle.de/