Hamburg/berlin.

    Angesichts der Ausbreitung des West-Nil-Virus und verwandter Erreger in Deutschland spricht sich Tropenmediziner Jonas Schmidt-Chanasit für eine neue Diskussion über die Sicherheit von Blutkonserven aus. „Blutspendedienste müssen sich damit in Zukunft stärker auseinandersetzen“, sagt der Experte vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Er fordert, alle Spender zu testen.

    Bislang müssen die Dienste, die nicht testen, Blutspender zurückstellen, die sich in einem bestimmten Zeitraum in Nordamerika und einigen europäischen Ländern aufgehalten haben, in denen das West-Nil-Virus grassiert. Man sollte überlegen, ob das ganze Prozedere noch sinnvoll sei, so Schmidt-Chanasit. West-Nil- und die eng verwandten Usutu-Viren hätten die gleiche humanmedizinische Relevanz. Für das Usutu-Virus gibt es demnach keine Regelung, obwohl es sich laut Schmidt-Chanasit schon flächendeckend in Deutschland ausgebreitet hat. Das West-Nil-Virus hat sich während des Sommers ausgebreitet. Forscher wiesen den Erreger bislang bei sieben Vögeln und einem Pferd nach, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt. Die infizierten Tiere wurden innerhalb eines 160 Kilometer breiten Streifens zwischen München und Rostock gefunden.

    Vögel gelten als wichtigster Wirt des Virus, das durch Mückenstiche auch auf Pferde oder Menschen übertragen werden kann. Eine Infektion kann zu Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen führen. In seltenen Fällen kann sie eine Gehirnentzündung auslösen und tödlich enden. In Europa wurden 2018 mehr als 110 Todesfälle durch das Virus registriert. Menschliche Infektionen, die in Laboren festgestellt werden, sind seit 2016 in Deutschland meldepflichtig. In etwa 80 Prozent der Fälle bleibt eine Infektion unbemerkt, da sie ohne Symptome verläuft.