Urbana. Bisher dachten Mediziner, die Ablagerungen seien unauflöslich. Eine Studie weckt nun Zweifel und bietet die Chance auf neue Therapien

    Nierensteine sind womöglich nicht so unauflöslich wie bislang angenommen. Forscher haben herausgefunden, dass sich die Steine während ihres Entstehungsprozesses abwechselnd auflösen und weiterwachsen. Diese Entdeckung biete die Möglichkeit, nach Wirkstoffen zu suchen, mit denen sich einmal gebildete Steine direkt in den Nieren auflösen lassen, berichten sie im Fachblatt „Scientific Reports“. Die Mineralisierungsprozesse an den Steinen ähnelten denen, die man auch in der Natur finde, etwa an Korallenriffen oder römischen Aquädukten.

    Wie und warum Nierensteine entstehen, ist im Detail nicht verstanden. Die Nieren filtern nicht benötigte Stoffe aus dem zirkulierenden Blut heraus, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Einige der im Harn vorkommenden Stoffe können Kristalle bilden, die zu Nierensteinen heranwachsen. Sehr kleine Nierensteine werden über die Harnleiter mit dem Urin ausgespült. Größere Steine können den Harnleiter verstopfen und sehr starke Schmerzen verursachen. Betroffen sind in Deutschland etwa fünf Prozent der Erwachsenen, Männer doppelt so häufig wie Frauen.

    Etwa 70 Prozent der Nierensteine bestehen hauptsächlich aus Kalziumoxalat, einem Salz. Das Team von der University of Illinois in Urbana-Champaign (USA) nahm solche Steine nun genau unter die Lupe: Die Forscher fertigten Dünnschnitte von mehr als 50 Nierensteinen an, die sechs Patienten entnommen worden waren. Diese Schnitte analysierten sie mit hochauflösenden Mikroskopieverfahren.

    Viele davon seien eher in der Geologie und Geobiologie gebräuchlich als in der Untersuchung von Mineralisierungen in lebenden Organismen, erläutert Studienleiter Bruce Fouke. „Entgegen dem, was Mediziner in ihrer Ausbildung lernen, fanden wir, dass Nierensteine einen dynamischen Wachstumsprozess von Wachstum und Auflösung, Wachstum und Auflösung unterliegen“, erläutert Fouke. Die Steine seien vermutlich löslicher als gedacht. Mit der Kenntnis der Entstehungsschritte seien nun neue therapeutische Ansatzpunkte bekannt. Mit geeigneten Wirkstoffen ließen sich Nierensteine womöglich direkt in der Niere auflösen. Zudem sei es denkbar, ihre Bildung vorab zu verhindern.

    Die derzeitige Behandlung von Nierensteinen hängt von der Art und Beschaffenheit der Steine ab. Häufig werden sie von allein aus der Niere gespült. Geschieht das nicht, werden sie oft mit Stoßwellen zertrümmert. In einigen Fällen werden sie operativ entfernt, manchmal helfen auch Medikamente, kleinere Steine aufzulösen.