College Park. Große Anlagen könnten Niederschläge in der Sahara und im Sahel deutlich steigern

    Großflächige Windkraft- und Solaranlagen könnten der Sahara und der Sahelzone mehr Niederschläge bringen und Landwirtschaft ermöglichen. Das haben Forscher um Yan Li von der University of Maryland in College Park herausgefunden. Bisher seien bei ähnlichen Berechnungen Effekte einer zunehmenden Pflanzendecke nicht berücksichtigt worden, schreiben die Forscher im Fachblatt „Science“. Schon frühere Studien hatten ergeben, dass Wind- und Solarparks das lokale Klima beeinflussen können. So sorgen die großen Rotoren der Windkraftanlagen dafür, dass Luftschichten stärker durchmischt werden. Dadurch kann wärmere Luft an die Erdoberfläche gelangen, die bodennahen Temperaturen steigen. Hinzu kommt, dass Windräder Wind abbremsen würden, in der Sahara um etwa 36 Prozent.

    Beides zusammen führt zu größeren Luftdruckunterschieden in der Atmosphäre, zu ausgeprägteren Tiefdruckgebieten und zu mehr Niederschlag. In der Studie simulierten Li und Kollegen, dass mehr als neun Millionen Quadratkilometer – das entspricht der Fläche der Sahara – von Windkraft- und Solaranlagen bedeckt sind. Dabei modellierten sie auch die Folgen einer sich entwickelnden Pflanzendecke. Sie steigert die Verdunstung und sorgt somit vermehrt für Wolken.

    Solaranlagen haben einen ähnlichen Effekt wie Windräder. Weil die Anlagen Sonnenstrahlung aufnehmen und nicht zurückstrahlen, sinkt das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche. Auch dadurch steigt die bodennahe Temperatur.

    Für kombinierte Solar- und Windparks auf den gut neun Millionen Quadratkilometern errechneten die Forscher eine durchschnittliche Zunahme der Niederschläge von 0,24 auf 0,59 Millimeter pro Tag, einen Zuwachs um fast 150 Prozent. Die Niederschläge verteilen sich aber regional sehr unterschiedlich. Deshalb könnten in einigen Regionen der Sahelzone pro Jahr 200 bis 500 Millimeter mehr Regen fallen. 500 Millimeter entsprechen etwa der jährlichen Niederschlagsmenge in Berlin.

    Daniel Leukauf vom Karlsruher Institut für Technologie hält die Wechselwirkungen mit der Vegetation für einen sehr interessanten Aspekt. Allerdings seien diese Veränderungen nur so ausgeprägt wegen der Größe der Kraftwerksflächen und weil die Region eine Wüste ist.