Missoula. Forscher lösen Rätsel, warum die Tiere Kopfschmuck nicht gleichzeitig abwerfen
Wapitihirsche ohne Geweih fallen Wölfen leichter zum Opfer – selbst wenn sie in besserer körperlicher Verfassung sind als ihre geweihtragenden Artgenossen. Das könnte der Grund sein, warum einige Hirsche ihr Geweih später abwerfen als andere, berichten Forscher im Fachblatt „Nature Ecology & Evolution“.
Das Geweih wird bei Hirschen zum Kampf gegen rivalisierende männliche Hirsche um Weibchen eingesetzt. Es dient auch zur Abwehr von Feinden. Jedes Jahr nach der Brunft werfen Hirsche nahezu aller Arten ihr Geweih ab, dann wächst ihnen ein neues. Wirft ein Hirsch früh sein Geweih ab, hat er mehr Zeit, ein prächtiges Exemplar für die nächste Brunft wachsen zu lassen.
Warum trotz der Vorteile nicht alle Männchen gleichzeitig ihr Geweih abwerfen, sei fraglich gewesen, schreiben die Forscher von der University of Montana in Missoula. Sie gingen der Vermutung nach, dass das spätere Abwerfen länger Schutz vor Feinden gewährt.
Die Forscher studierten Wapitihirsche im Yellowstone Nationalpark. Männliche Wapitis werfen zwischen März und Mai ihr Geweih ab, das sie bis zur nächsten Brunft regenerieren. Die Forscher werteten Beobachtungen aus 13 Jahren aus, um zu sehen, welche Hirsche eher von Wölfen getötet werden. Ein Ergebnis: Gruppen von mehr als zwei männlichen Hirschen wurden etwa zehn Mal häufiger von Wölfen angegriffen, wenn nur einer der Hirsche in der Gruppe kein Geweih mehr trug. Die Wölfe attackierten bevorzugt die geweihlosen Hirsche. Überraschend war für die Forscher, dass die getöteten Hirsche ohne Geweih oft in besserer körperlicher Verfassung waren als die überlebenden Tiere mit Geweih. Männliche Jungtiere zwischen zwei und vier Jahren warfen ihr Geweih besonders spät ab. Sie hätten im Frühjahr noch keine Chance, im Kampf mit älteren Hirschen zu bestehen, schreiben die Forscher. Deswegen brauchen sie nicht frühzeitig ein großes Geweih nachwachsen zu lassen. Sie setzen stattdessen auf die Funktion als Waffe gegen Feinde.
dpa