Brisbane/New York. Nur noch 13 Prozent sollen vom Menschen unberührt sein, zeigt eine neue Studie

    Nur noch 13 Prozent der Weltmeere können als Wildnis bezeichnet werden, berichten Forscher im Fachmagazin „Current Biology“. Hauptsächlich in der Arktis und der Antarktis sowie um abgelegene pazifische Überseegebiete wie Französisch-Polynesien gebe es solche Gebiete.

    Als Wildnis werden Areale verstanden, die vom Menschen komplett oder so gut wie unberührt sind. „Betrachtet man etwa die Nordsee, sehen wir eine Kulturlandschaft: Jeder Quadratmeter wird jedes Jahr mehrmals mit Schleppnetzen befahren“, sagt Thomas Brey, stellvertretender Direktor des Helmholtz-Instituts für Funktionelle Marine Biodiversität. „Wildnis ist das Gegenteil: In ihr macht die Natur, was sie will.“ Greife der Mensch in solche Wildnisse ein, seien die Effekte oft wenig überschaubar.

    Derartige Eingriffe in das Ökosystem Ozean wurden nun von dem Team um den Umweltbiologen Kendall Jones von der australischen University of Queensland und der Wildlife Conservation Society erforscht. Für ihre Kartierung der Weltmeere bestimmten die Wissenschaftler 19 menschengemachte Stressfaktoren. Zu diesen gehören etwa die kommerzielle Schifffahrt, der Einsatz von Düngemitteln sowie verschiedene Arten der Fischerei. Danach verglichen die Biologen 16 ozeanische Gebiete, um die jeweiligen Auswirkungen verschiedener Stressfaktoren zu überprüfen.

    Nach ihrer Definition blieben etwa im Indopazifik lediglich 16 Millionen Quadratkilometer maritime Wildnis – 8,6 Prozent des Ozeans. Im südlichen Afrika seien es gar nur 2000 Quadratkilometer. Das entspricht gerade einmal einem Prozent des Ozeans. „Wir waren überrascht, wie wenig Meereswildnis noch übrig ist“, so Jones. „Die Ozeane sind gewaltig und bedecken mehr als 70 Prozent unseres Planeten. Aber wir haben es geschafft, fast das gesamte Ökosystem zu beeinflussen.“ Es sei nun wichtig, internationale Umweltabkommen zu treffen, sonst würden die verbliebenen Wildnisse wahrscheinlich innerhalb von 50 Jahren verschwunden sein.

    Studien mit globalem Anspruch hätten meist Lücken, weil die Datenlage für verschiedene Regionen unterschiedlich umfassend sei, schränkt Ökologe Brey ein. „Die Studie mag nicht exakt sein, aber ihre Aussage stimmt.“