Luxemburg. Jedes Jahr zerstört der Mensch eine Fläche halb so groß wie die EU, zeigt ein Report

    Mehr als Dreiviertel der Landfläche der Erde sind durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt. Bis zum Jahr 2050 könnten bis zu 90 Prozent des Landes verödet sein. Dies geht aus dem aktuellen „Weltatlas der Wüstenausbreitung“ hervor, den die Gemeinsame Forschungsstelle (Joint Research Center, JRC) der EU-Kommission vorgestellt hat.

    Jahr für Jahr verödet demnach eine Fläche halb so groß wie die Europäische Union. Hauptursache sei die Ausbreitung der Landwirtschaft. Die Zerstörung der Böden gefährde die Artenvielfalt, bedrohe die Nahrungssicherheit, intensiviere den Klimawandel und vertreibe Menschen aus ihrer Heimat, heißt es in dem Bericht.

    Der erste „Weltatlas der Wüstenausbreitung“ erschien 1992 zur UN-Umweltkonferenz von Rio de Janeiro. Der neue Weltatlas beschreibt nicht bloß Gebiete, die durch zunehmende Trockenheit zu verwüsten drohen. Er zeigt grundsätzlich auf, wie vor allem durch menschliche Aktivitäten Land verödet, das dann seine natürlichen Funktionen nicht mehr erfüllen kann, etwa Wasser zurückzuhalten oder Nährstoffe bereitzustellen. Das wird auch als Bodendegradation bezeichnet.

    Zu den wesentlichen Ursachen zählen die Überweidung von Flächen, die Vernichtung von Wäldern oder die Wasser­verschwendung. Die zentralen Ergebnisse belegten, dass Bevölkerungswachstum und Veränderungen des Konsumverhaltens die natürlichen Ressourcen in bislang nicht gekanntem Ausmaß gefährden.

    So veröde jährlich eine Landfläche von der halben Größe der Europäischen Union – 4,18 Millionen Quadratkilometer – hauptsächlich in Afrika und Asien. Zusammen mit dem Klimawandel werde die Bodendegradation bis zum Jahr 2050 Schätzungen zufolge die globalen Erträge der Landwirtschaft um etwa zehn Prozent verringern. Die wirtschaftlichen Kosten der Landverödung schätzen die Autoren auf zweistellige Milliardenbeträge pro Jahr.

    Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre habe der Druck auf Land und Böden dramatisch zugenommen, sagte der für den Bericht zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics. „Um unseren Planeten für die zukünftigen Generationen zu erhalten, müssen wir dringend unseren Umgang mit diesen wertvollen Ressourcen ändern.“