Berlin.

    Patienten können laut einer Studie nicht sicher sein, dass ­Ärzte bei Medikamentenverordnungen immer alle möglichen Wechselwirkungen kennen. Gut jeder fünfte Bundesbürger erhielt 2016 mindestens einmal fünf oder mehr Wirkstoffe gleichzeitig, wie die Barmer Krankenkasse am Donnerstag nach hochgerechneten Daten ihrer Versicherten mitteilte. Jeder vierte Versicherte ab 65 Jahren bekam so bereits ein für diese Altersgruppe nicht empfohlenes Arzneimittel verschrieben.

    Teil des Problems sei eine große Unübersichtlichkeit bei möglichen Therapievarianten. So verordneten Hausärzte im Schnitt 60 Wirkstoffe mindestens einmal pro Quartal und weitere 100 zumindest einmal im Jahr – zu beachten seien aber auch Verordnungen von Fachärzten. Unter dem Strich seien so 2016 bei der Barmer 1860 verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz gekommen. Dann Risiken ohne Hilfsmittel einzuschätzen, ist laut der Experten schlicht nicht realistisch. Fehlerquellen seien etwa auch Sprachbarrieren und wenn Patienten selbst zu Medikamenten greifen. Es gehe nicht um Schuldzuweisungen in Richtung Ärzte, erläuterte Barmer-Chef Christoph Straub. Risiken seien dennoch vermeidbar.

    Dazu beitragen könne ein digitaler Datenaustausch. Straub verwies auf ein Projekt mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Auf mehr Transparenz und das Vermeiden unerwünschter Wechselwirkungen zielen generell auch Projekte zugunsten elek­tronischer Patientenakten.