Genf. Ein Verzicht zugunsten der Umwelt könnte die Situation weiter verschlimmern

    Das in Nahrungsmitteln und Kosmetik verwendete Palmöl hat verheerende Folgen für die Artenvielfalt. 193 als bedroht eingestufte Arten seien durch den Anbau betroffen, schreibt die Weltnaturschutzunion (IUCN) in einem neuen Bericht. Unter anderem gefährde der Palmölanbau durch Waldrodungen für die Plantagen Tiere wie Orang-Utans, Gibbons und Tiger. „Weil Palmöl in den besonders artenreichen Tropen angebaut wird, könnte das katastrophale Folgen für die weltweite Artenvielfalt haben“, heißt es in dem Bericht.

    Betroffen sind laut IUCN im Moment vor allem die Länder Indonesien und Malaysia in Südostasien. Aber weil die Nachfrage steige, könnten solche Probleme bald auch in tropischen Regionen Afrikas und Südamerikas größer werden. Die Regionen, die dort für den Anbau infrage kämen, seien Heimat von 54 Prozent der bedrohten Säugetiere und fast zwei Drittel der bedrohten Vogelarten.

    Ein Boykott von Palmöl sei aber nicht die Lösung, hieß es von der IUCN. Dann würden Bauern Raps, Sonnenblumen oder Soja für Öl anbauen, um den Bedarf zu decken. Dazu sei aber das bis zu Neunfache der Fläche notwendig. Der verheerende Verlust der Artenvielfalt werde durch einen Verzicht auf Palmöl womöglich größer. „Palmöl wird es weiter geben – wir müssen deshalb dringend handeln, um die Produktion nachhaltiger zu machen“, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen.

    Länder müssten sicherstellen, dass für neue Plantagen keine Urwälder gerodet werden. Versprechen einer nachhaltigen Produktion müssten besser eingehalten und überwacht werden und der Einsatz von Palmöl etwa als Bio-Treibstoff müsse möglichst zurückgefahren werden. In den wichtigsten Abnehmerländern Indien, China und Indonesien sei mehr Aufklärung nötig, damit Verbraucher nachhaltiges Palmöl verlangen.

    Weltweit wichtigstes Pflanzenöl

    Die Weltnaturschutzunion schätzt die Anbaufläche für Palmöl auf mindestens 250.000 Quadratkilometer weltweit. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357.000 Quadratmetern. Palmöl ist laut der Umweltschutzorganisation WWF das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Es ist zum Beispiel in Schokolade, Margarine und Fertiggerichten enthalten.