Santiago de Chile. Der steigende Meeresspiegel gefährdet die berühmten Figuren auf der Osterinsel

    Die geheimnisvollen Steinstatuen auf der Osterinsel im Südpazifik sind in Gefahr. Erosion und der steigende Meeresspiegel bedrohen die als Unesco-Welterbe geführten Riesen, beklagen die Inselbewohner. „Alle archäologischen Stätten, die nahe am Küstenrand liegen, sind in Gefahr“, sagt Camilo Rapu, der Präsident der indigenen Gemeinschaft Ma’u Henua. „Wenn schlechtes Wetter herrscht, reicht das Meerwasser direkt an die Plattformen, auf denen die Statuen stehen, heran. Das führt zu Auswaschung und Einsturz.“ Seit November verwaltet er den Nationalpark Rapa Nui, der den größten Teil der Vulkaninsel umfasst. Genaue Zahlen darüber, um wie viele Zentimeter der Meeresspiegel in den vergangenen Jahren stieg, hat die Inselregierung bisher nicht gesammelt – dennoch gilt er als Tatsache.

    Erosionsgefährdet ist die Insel seit Langem. Sie besteht aus porösem Tuffgestein, das leicht abzutragen ist. Einst bedeckten Palmwälder das Eiland, doch schon vor Jahrhunderten holzten Inselbewohner diese ab. Damit verschwand der Schutz vor Erosion und Austrocknung.

    Eindringlichstes Beispiel für das bisher schon veränderte Verhalten des Ozeans dürfte das Verschwinden des Sandstrandes Ovahe an der Nordküste von Rapa Nui sein. Das Meer spülte ihn förmlich weg und hinterließ dort eine Steinwüste – mit fatalen Folgen für den Tourismus und die Fischer, die von dort aus mit ihren Booten aufs Meer hinausfuhren. Zudem führte die Erosion auch dort dazu, dass das Gelände nun instabil ist und sogar die Reste begrabener Vorfahren freigelegt wurden.

    Doch die wichtigen Stätten zu schützen, übersteigt die finanziellen Möglichkeiten des Eilands. „Ich habe schon Aufrufe an die Welt gerichtet, damit diese Stätten mehr Aufmerksamkeit erfahren und mehr Studien gemacht werden, wie sie geschützt werden können“, sagt Bürgermeister Pedro Edmunds. Immerhin: Die Regierung Chiles, zu dem die Osterinsel gehört, beteiligt sich an Kosten für eine Mauer, die einen Bereich im Südosten der Insel als Wellenbrecher schützen soll.

    Die UN-Kulturorganisation Unesco zeigte sich bereits 2016 in einem Bericht alarmiert, dass der Klimawandel auch Stätten des Welterbes bedrohe. Sie listete neben der Osterinsel auch die Galpagosinseln und die kolumbianische Hafenstadt Cartagena de Indias auf.