Potsdam. Industriell gezüchtete Mikroben könnten Soja und anderes Proteinfutter ersetzen

    In Industrieanlagen gezüchtete Mikroben könnten einer Analyse zufolge ein umweltfreundlicheres Futter für Rinder, Schweine und Hühner darstellen als Ackerpflanzen. Die Kleinstorganismen könnten helfen, den weltweiten Flächenverbrauch der Landwirtschaft und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, berichten Forscher im Fachblatt „Environmental Science & Technology“.

    Derzeit werde etwa die Hälfte der auf Ackerland angebauten Proteine an Tiere verfüttert, erklärte Benjamin Bodirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Mitautor der Studie. Der steigende Nahrungsbedarf der Weltbevölkerung lasse sich ohne drastische Veränderungen langfristig so nicht decken, da immer mehr Fläche benötigt werde. Die neue Technologie könne diese negativen Auswirkungen mildern. Mit Energie, Stickstoff und Kohlenstoff ließen sich Bakterien, Hefen, Pilze oder Algen züchten, die proteinreiche Ackerpflanzen wie Sojabohnen ersetzen könnten. „Entwickelt wurde diese Methode ursprünglich während des Kalten Krieges für die Raumfahrt“, erklärt Co-Autor Ilje Pikaar von der University of Queensland in Australien.

    Für die Studie hatten die Forscher Modellrechnungen zum wirtschaftlichen Potenzial und zu Umweltauswirkungen der mikrobiellen Proteinproduktion untersucht. Ihr Modell sah vor, dass bis 2050 weltweit zwischen 175 und 307 Millionen Tonnen Mikroben an Nutztiere in der Landwirtschaft verfüttert werden – laut Studie entspricht diese Menge nur zwei Prozent des gesamten Viehfutters. Trotzdem ließen sich so rund sechs Prozent der Ackerfläche, sieben Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft und acht Prozent der globalen Stickstoffverluste einsparen, berichten die Autoren. „Da die Produktion recht günstig ist, dürfte sich mikrobielles Protein als Kraftfutterersatz auch ohne Subventionen durchsetzen“, so Bodirsky.

    Der Deutsche Bauernverband zeigte sich interessiert an den Forschungsergebnissen. „Wir sind offen für neue Ideen.“ Effiziente Fütterung und effektive Proteinquellen seien wichtig, um den Flächenverbrauch zu senken und die Klimabilanz zu verbessern, sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Bauernverbands.