Berlin. Forscher haben ausgetüftelt, wie eine 6300 Jahre lange Reise ins All klappt

    Nur gerade einmal 4,22 Lichtjahre entfernt von unserem Sonnensystem liegt das Dreifach-Sternsystem Alpha Centauri. Das System besteht aus dem helleren gelben Stern Alpha Centauri A und dem orangefarbenen Alpha Centauri B sowie dem Roten Zwerg Proxima Centauri. Und Letzterer hat es in sich: Zu diesem Zwergstern gehört der Exoplanet Proxima Centauri b, der erst im Jahr 2016 entdeckt wurde. Von ihm glauben Forscher, dass er der „richtige Planet“ sein könnte: Auf ihm könnte menschliches Leben möglich sein.

    Exoplaneten sind Planeten, die nicht zu unserem Sonnensystem gehören, sondern andere Sterne umkreisen. Soweit man weiß, ist Proxima Centauri b gerade mal 1,3 Mal schwerer als die Erde und ihr damit von seiner Masse her sehr ähnlich. Für möglich gehalten wird auch, dass die Temperaturen auf der Oberfläche über dem Gefrierpunkt von Wasser liegen. Diese fremde Welt, die der Erde so nah ist wie keine andere, könnte der Ort sein, an dem Menschen die erste menschliche Kolonie in einem anderen Sonnensystem gründen.

    Forscher der Universität Straßburg haben nun mithilfe der Computersimulation „Monte Carlo“ herausgefunden, wie viele Menschen benötigt werden, damit die Kolonialisierung klappt. Nach den Berechnungen der Straßburger Forscher müsste sich eine Besatzung von mindestens 98 Menschen auf die Mission nach Proxima Centauri b begeben. Mit dieser Zahl bestehe nach Angaben der Wissenschaftler die hundertprozentige Erfolgsaussicht, eine Kolonie zu bilden, die 6300 Jahre bestehen kann. Unfruchtbarkeit, Inzucht, plötzliche Tode und Unfälle zählen die Wissenschaftler als Probleme auf, die im Vorfeld ausgeschlossen werden müssten.

    6300 Jahre – so lange würde die Reise eines interstellaren Multi-Generationen-Raumschiffs zu Proxima Centauri b dauern, schneller ginge es nach derzeitigem Stand nicht, heißt es in der Studie. Die Nasa-Sonde „Solar Probe Plus“, die noch in diesem Jahr in die äußere Atmosphäre der Sonne fliegen soll, erreiche während ihres Vorbeiflugs das Rekordtempo von 724.205 Stundenkilometern, das entspreche 200 Kilometern in der Sekunde – oder 0,067 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.

    Zum Vergleich: Das US-Raumschiff Apollo 11, das 1969 auf dem Mond landete, kam auf eine Geschwin­digkeit von annähernd 40.000 Stunden­kilometern. Proxima Centauri b hätten Kommandeur Neil Armstrong und seine Besatzung in 114.080 Jahren erreicht.