Hamburg. So gut wie in diesem Monat war das System um Saturn seit Jahren nicht zu sehen. Dafür reicht sogar ein kleines Fernrohr

    So hoch und so lang steht unser Tagesgestirn zu keiner anderen Zeit am Himmel. Der glühend-heiße Sonnenball verschwindet erst spätabends im Nordwesten hinter unserer Erdkugel. Am 21. Juni um 12.07 Uhr erreicht die Sonne den Gipfelpunkt ihrer Jahresreise im Tierkreis – den „Wendekreis des Krebses“. Allerdings steht sie dabei tatsächlich noch vor dem Sternenhintergrund des Stiers und wechselt wenige Stunden später in das Tierkreissternbild Zwillinge. Erst am 22. Juli wird sie in das Sternbild Krebs eintreten. Bis tief in die Nacht leuchtet der Dämmerschein, denn unsere Sonne taucht nicht tief genug unter die Horizontline. Selbst um Mitternacht ist sie weniger als 18 Grad unter den Nordhorizont.

    Trotz dieses Handicaps gibt es eine Menge am aufgehellten Nachthimmel zu entdecken. Schon kurz nach Sonnenuntergang glänzen zwei helle Lichter in der Abenddämmerung. Am auffälligsten ist Venus – als strahlend heller Abendstern über dem Nordwesthorizont. Nahezu gleichzeitig wird auf der anderen Himmelsseite, im Südwesten, Jupiter sichtbar. Venus und Jupiter sind nach Sonne und Mond die hellsten Lichter an unserem Himmel. Zu Monatsbeginn steht Venus bei Sonnenuntergang noch knapp 20 Grad über dem Westnordwesthorizont. Aber erst rund eine halbe Stunde später wird Venus gut erkennbar – dann ist sie bereits etwas tiefer gesunken. Gegen 24 Uhr verschwindet der Abendstern, Venus geht unter.

    Im Süden macht sich der Schlangenträger breit

    Am Abend des 16. Juni ist der Anblick besonders schön, denn die Sichel des zunehmenden Mondes ist links neben dem Abendstern platziert, während rechts Kastor und Pollux funkeln, die beiden hellsten Sterne der Zwillinge. Abend für Abend rückt der Mond weiter ostwärts im Tierkreis – über den Löwen in das Sternbild Jungfrau, wo er am 20. Juni die Halbmondphase erreicht. Am 23. Juni hat unser Erdtrabant dann bereits einen „Bauch“ bekommen und zieht nördlich an Jupiter vorbei. Der Riesenplanet hält sich im ziemlich unscheinbaren Sternbild Waage auf.

    Sobald es dann etwas dunkler geworden ist, finden wir auch die sieben Sterne des „Großen Wagens“ – den hellere Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär“ – hoch am Himmel. Verlängern wir den Bogen der Wagendeichsel, so führt er uns hoch im Süden zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur und weiter nach Südwesten zu Spica, dem bläulich funkelnden, hellen Hauptstern des Tierkreissternbildes Jungfrau. Spica und Arktur sind die hellsten Fixsterne des Frühlingshimmels.

    Hoch im Osten zeigt sich abends das Sommerdreieck mit den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und in Horizontnähe Atair im Adler. Wega und Arktur sind die beiden hellsten Fixsterne des nördlichen Sternenhimmels. Auf der Verbindungslinie von Arktur ostwärts, hin zur bläulich-weißen Wega stoßen wir auf den halbkreisförmigen Sternenbogen der „Nördlichen Krone“, und weiter Richtung Wega auf das trapezförmige Herzstück des Herkules. Unterhalb der Krone füllt jetzt im Sommer der Schlangenträger (lateinisch „Ophiuchus“) eine ausgedehnte Himmelsregion im Süden. Er zählt sicher nicht zu den populärsten Sternbildern – denn es sind eher lichtschwache Sterne. Tatsächlich wandern aber sowohl Mond als auch Sonne und alle Planeten von der Erde aus gesehen zwischen Skorpion und Schützen durch die südlichsten Teile des Schlangenträgers. Am 25./26. Juni zieht auch der Mond durch dieses Sternbild, bevor er in der Nacht vom 27. auf den 28. den Planeten Saturn erreicht.

    Es ist die Vollmondnacht – und die „Nacht des Ringplaneten“, denn auch Saturn gelangt in dieser Vollmondnacht in seine Gegenüberstellung zur Sonne. Saturn und der Vollmond ziehen dabei einträglich vereint die ganze Nacht über den Himmel, allerdings nur recht niedrig am Südhorizont. Dennoch, so gut wie in diesem Monat waren die Ringe des Saturns seit Jahren nicht zu sehen. Das Ringsystem spannt sich ungefähr zweieinhalb Saturndurchmesser weit um den Planeten und ist bereits mit einem kleinen Fernrohr ab etwa 30-facher Vergrößerung eindrucksvoll zu sehen. Es besteht aus Abermilliarden von Eisbrocken, die diesen „kleineren Bruder“ des Riesenplaneten Jupiter umkreisen. Immerhin ist die Saturnkugel selbst fast zehnmal so groß wie unsere Erde. Da Saturn aber rund anderthalb Milliarden Kilometer und damit fast zehnmal weiter als unsere Erde von der Sonne entfernt seine Bahn zieht, erscheint er uns deutlich lichtschwächer als der helle Jupiter. Durch sein ruhiges, gelbliches Leuchten fällt uns Saturn aber dennoch sofort auf. Zweimal begegnet der Mond dem Ringplaneten: am 1. und am 28. Juni.

    Deutlich heller leuchtet Mars, östlich von Saturn. Als auffällig rötlicher Lichtpunkt zieht er in der beginnenden Morgendämmerung die Blicke auf sich. Er gewinnt im Juni dramatisch an Helligkeit. Bis dahin kommt auch seine Bewegung ostwärts vor dem Hintergrund des Sternbildes Steinbock zum Stillstand. Mars beginnt seine rückläufige Bewegung in Richtung Saturn. Anfang Juni taucht er gegen zwei Uhr morgens aus dem Horizontdunst im Südosten auf, am Monatsende schon kurz nach Mitternacht.

    Nach 3 Uhr morgens ist die Dämmerung bereits so hell, dass die Sterne verblassen. Gerade wenn der Planet Mars seine Maximalhöhe über der Südrichtung erreicht, verblasst auch er. Erst im kommenden Monat wird es ihm gelingen, Saturn als den Beherrscher der ganzen Nacht ablösen.

    Die vollständige Monatssternkarte aus dem Planetarium kann mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter abendblatt.de/sterne