Sydney. Das Great Barrier Reef ist widerstandsfähiger als angenommen, glauben Forscher

    Im Lauf der vergangenen 30.000 Jahre ist das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens fünfmal praktisch abgestorben – die Korallen haben sich an anderer Stelle neu gebildet. Das schreiben Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“. Als Grund zur Entwarnung wollen sie das jedoch nicht verstanden wissen.

    Vor etwa 30.000 und 22.000 Jahren sei der Meeresspiegel deutlich gesunken. Das heute größte Korallenriff der Erde sei dadurch an die Luft gekommen. Vor 17.000 und 13.000 Jahren sei der Meeresspiegel gestiegen, die Korallen waren dadurch in zu tiefem Wasser. Dem Riff ist es den Forschern zufolge aber gelungen, weiter landauswärts (beim Sinken) oder landeinwärts (beim Steigen) zu überleben. Vor 10.000 Jahren, so schreiben die Wissenschaftler, war es infolge schlechter Wasserqualität und Sedimenteintrag praktisch tot, konnte sich aber erneut erholen.

    Studienleiter Jody Webster von der Universität Sydney schließt aus den Ergebnissen, dass das Riff gegen Umwelteinflüsse widerstandsfähiger ist als angenommen. Zugleich warnte er davor, die Folgen des aktuellen Klimawandels zu unterschätzen. Sie könnten das Riff überfordern. „Ich habe große Sorgen, was die Fähigkeit des Riffs angeht, die Geschwindigkeit des Wandels in naher Zukunft zu überleben.“

    An der internationalen Studie wurde insgesamt zehn Jahre lang gearbeitet. Dazu wurden an 16 Stellen des Riffs Sedimentproben aus dem Meeresboden entnommen und mit verschiedensten wissenschaftlichen Methoden analysiert.

    Für Schutz und Regenerierung des Ökosystems hatte Australiens Regierung kürzlich mehr als 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Riff an Australiens Nordostküste erstreckt sich über insgesamt 2300 Kilometer und beheimatet viele Tausend Arten von Meereslebewesen. Seit 1981 gehört es zum Weltnaturerbe. Allerdings ist das Riff stellenweise schwer beschädigt, infolge von Umweltverschmutzung oder Klimaveränderungen etwa. Wegen des Klimawandels in Kombination mit dem Klimaphänomen El Niño und der damit verbundenen Erwärmung des Meerwassers leidet es unter einer Korallenbleiche. 2016 und 2017 wurde fast ein Drittel der Korallen zerstört.

    Für die Wirtschaft Australiens ist das Riff sehr wichtig. Die Touristenattraktion bringt Einnahmen von knapp 3,7 Milliarden Euro jährlich, von ihm hängen knapp 64.000 Jobs ab.