Bath/Washington. Vor 66 Millionen Jahren verursachte das Inferno ein Massensterben der Vögel

    Der Einschlag eines mächtigen Asteroiden auf die Erde vor etwa 66 Millionen Jahren raffte nicht nur die Dinosaurier dahin, sondern auch alle damaligen baumbewohnenden Vögel. Nach dem Aufprall seien alle Wälder von der Erde verschwunden – und damit der Lebensraum jener Vögel, schreibt ein internationales Forscherteam im Fachblatt „Current Biology“. Alle heutigen in Bäumen lebenden Vögel seien Nachfahren von bodenbewohnenden Vögeln, die das Inferno überlebt hätten.

    Die Wissenschaftler um Daniel Field von der University of Bath (Großbritannien) hatten verschiedene Daten zusammengeführt, etwa Fossilien, die evolutionären Stammbäume der Vögel sowie Gesteine mit Pflanzenresten aus der Zeit nach dem Einschlag. Von dem Ereignis, bei dem unter anderem die Dinosaurier ausstarben, zeugt heute der Chicxulub-Krater mit etwa 180 Kilometern Durchmesser im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatán.

    Die Wissenschaftler rekonstruieren aus den Daten folgendes Szenario: Demnach fegte die Detonation, die rund eine Million Mal stärker war als die der stärksten Atombombe, zunächst im Umkreis von etwa 1500 Kilometern alle Bäume und Wälder hinweg. Weitere Wälder verschwanden infolge der Hitzestrahlung, die weltweit Waldbrände verursachte. Der Ausstoß schwefelhaltiger Dämpfe habe wahrscheinlich zu saurem Regen geführt. Außerdem seien großen Mengen Ruß in die Atmosphäre gelangt, was die Fotosynthese der Pflanzen für Jahre zum Erliegen gebracht habe und die Welt abkühlen ließ. Mit den Wäldern verschwanden die Lebensräume der baumbewohnenden Vögel – und damit die Vögel selbst. Als Beleg für ihre Hypothese führen die Forscher Analysen von Gesteinsproben an.

    Sie isolierten daraus Sporen von Farnen. Unmittelbar nach dem Asteroiden-Einschlag gab es demnach einen steilen Anstieg in der Menge der Pollen, der für etwa 1000 Jahre nachweisbar ist. Dieses Phänomen sei weltweit beobachtet worden und gelte als Beleg für den Verlust von Wäldern, schreiben die Forscher. Farne würden auch als „Katastrophen-Flora“ bezeichnet, die sich nach Waldbränden, Vulkanausbrüchen oder ähnlichen Naturereignissen schnell wieder ansiedele. Das Verschwinden der Wälder sei sehr wahrscheinlich nicht der einzige Grund für das unterschiedliche Überleben der Vögel. Es habe aber eine maßgebliche Rolle gespielt, schreiben die Autoren.