Radolfzell. Forscher haben den Gruppenflug der Vögelso minutiös verfolgt wie noch nie

    Aufwinde optimal nutzen und so wenig wie möglich mit den Flügeln schlagen – Weißstörche, die das gut beherrschen, fliegen im Winter bis nach Afrika. Sie führen eine Gruppe von Artgenossen dabei oft an, berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie im Fachblatt „Science“. Schlechte Flieger hingegen schaffen es den Angaben zufolge oft nur bis nach Spanien

    Das Team um Andrea Flack hatte 2014 insgesamt 27 junge Weißstörche (Ciconia ciconia) mit Sendern versehen. Die zeichneten zum einen die GPS-Koordinaten der Tiere auf, zum anderen bestimmten sie die Beschleunigung eines Tieres in drei Richtungen: nach oben und unten, rechts und links sowie vorwärts und rückwärts. „Aus diesen Angaben kann man ableiten, wie sich der Vogel insgesamt bewegt“, erläutert Flack. Auch die Häufigkeit des Flügelschlags lasse sich rekonstruieren.

    Die Sender zeichneten zunächst alle 15 Minuten für zwei bis fünf Minuten im Sekundenabstand Daten auf. Nach Ablauf von fünf Tagen reduzierten die Wissenschaftler die Rate der Datenaufzeichnungen. Die gesammelten Daten wurden einmal täglich an eine Empfangsstation gesendet und flossen in eine Online-Datenbank zur weltweiten Beobachtung von Tierwanderungen ein.

    Die Auswertung zeigte, dass einige der Jungstörche häufiger mit den Flügeln schlugen als andere. Optimalerweise schlagen Störche so wenig wie möglich mit den Flügeln, bestenfalls steuern sie einen Aufwind an, lassen sich von diesem in die Höhe tragen und gleiten dann zum nächsten Aufwind. Das gelingt aber nicht allen Vögeln gleich gut. Einen Zusammenhang mit bestimmten Körpermaßen oder dem Geschlecht fanden die Wissenschaftler nicht. „Die guten Flieger waren allerdings schon vor dem Abflug in die Wintergebiete mehr geflogen“, so Flack. Möglicherweise waren sie geübter.

    Die Forscher berichten weiter, dass die besseren Flieger die Gruppe meist anführten und gute Thermiken suchten. Die schlechteren Flieger folgten zumeist und verließen die Aufwinde dennoch häufig zu einem früheren Zeitpunkt. Letztlich kamen die weniger guten Flieger auch weniger weit. Sie verblieben oft in Europa, etwa in Spanien, während die besseren Flieger Tausende Kilometer nach Afrika flogen. Schon die Auswertung von einigen Minuten der Bewegungsdaten am ersten Tag der Wanderung reichte aus, um die Unterschiede vorherzusagen.