Berlin. Bericht: Nur Malta reißt im EU-Vergleich noch öfter die Grenzwerte

Grundwasser in Deutschland hat im EU-Vergleich die zweithöchste Belastung mit Nitraten. Nach einem Bericht der EU-Kommission, der dieser Redaktion vorliegt, überschritten zwischen 2012 und 2015 28 Prozent der Grundwassermessstationen den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser. Nur auf Malta lag dieser Wert im selben Zeitraum höher – dort lagen 71 Prozent der Stationen über der 50-Milligramm-Grenze. Insgesamt besserte sich die Grundwasserqualität in den Mitgliedstaaten leicht: Im Vergleich zum vorigen Bericht sank die Zahl der belasteten Messstellen von 14,4 auf 13,2 Prozent.

Erhöhte Nitratwerte im Grundwasser hängen häufig mit Überdüngung und Nutztierhaltung zusammen. Dem Bericht zufolge bewegt sich Deutschland auch hier teilweise gegen den Trend. Während Schweine- und Geflügelzucht im EU-Schnitt leicht abnahmen, verzeichnete Deutschland in beiden Branchen Zuwachs. So stieg die durchschnittliche Dichte von Schweinen pro Hektar landwirtschaftlichen Gebiets um 4,3 Prozent. Bei Hühnern waren es sogar 37,6 Prozent.

Nitrate selbst gelten laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als unbedenklich, können im Körper aber zu Nitriten umgewandelt werden. Bei Säuglingen kann das zur Störung des Sauerstofftransports im Blut führen. N-Nitroso-Verbindungen, die ebenfalls aus Nitraten entstehen können, haben sich als krebserregend erwiesen. Das BfR sieht daher eine langfristige Aufnahme von größeren Mengen an Nitraten als problematisch an.

„Auf Kosten bäuerlicher Betriebe und Verbraucher“

„Der EU-Bericht bestätigt die hohe Belastung von Grundwasser durch Nitrate aus der Intensiv-Tierhaltung“, sagte Friedrich Ostendorff, landwirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen, dieser Redaktion. „Ob die neue Dünge-Verordnung die notwendigen Besserungen bringt, bleibt fraglich.“ Die Exportausrichtung der Intensivtierhaltung in Deutschland gehe auf Kosten von bäuerlichen Betrieben, Verbrauchern und der Umwelt, so der Grünen-Politiker. „Die Zukunft der deutschen Tierhaltung liegt nicht darin, die Welt mit Billig-Fleisch zu versorgen“, sagte Ostendorff.