Trujillo. Archäologen finden in Peru Knochenreste von 140 Kindern in einem Massengrab

In einem Massengrab im Norden Perus haben Archäologen aus Peru und den USA Knochenreste von mehr als 140 Kindern gefunden. Es könnte sich um Überreste des größten Kinderopfer-Rituals der Welt handeln, heißt es in einem Beitrag der Zeitschrift „National Geographic“. Demnach wurden die Kinder vor rund 550 Jahren offenbar während einer Opfergabe der vorspanischen Kultur Chimú getötet.

Die Knochenreste wurden in rund 300 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in dem Ort Huanchaquito-Las Llamas gefunden. Unweit des Massengrabes liegen die Ruinen der Stadt Chan Chan. Das Unesco-Weltkulturerbe bei der heutigen Stadt Trujillo gilt als Hauptstadt der Chimú-Kultur, die ihre Blütezeit zwischen 1200 und 1470 nach Christus hatte. Das Inka-Reich verleibte sich später die Chimú-Kultur ein. Viele der gefundenen Skelette wiesen Schnitte am Brustbein und Ausrenkungen im Rippenbereich auf, was auf eine rituelle Praxis zur Entnahme des Herzens schließen lasse, vermuten die Forscher. „Es handelt sich um eine Opfergabe in Form eines systematischen Rituals“, zitierte „National Geographic“ den leitenden Archäologen John Verano von der Tulane University in den USA.

Die erste Knochen wurde demnach 2011 von dem peruanischen Archäologen Gabriel Prieto gefunden, die Ausgrabungen dauerten bis 2016 an. Laut ersten Erkenntnissen starben die Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren. In dem Grab wurden auch Knochen von 200 Lamas entdeckt. Die Forscher gehen von einem einzigen Vorgang aus. Die Hintergründe sind unklar.

Der Anthropologe Haagen Klaus von der George Mason University spekuliert, dass anhaltende Regenfälle die Ursache für das Ritual gewesen seien. Die Chimús seien womöglich zu dem Schluss gekommen, dass ihre bisherigen Opfer nicht effektiv genug gewesen seien. „Die Menschen opfern, was für sie am wertvollsten ist“, glaubt der Wissenschaftler.

Den Forschern zufolge sind ähnliche Kinderopfer auf dem amerikanischen Kontinent von den Azteken im heutigen Mexiko bekannt. In der früheren Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan wurden demnach Überreste von 42 getöteten Kindern gefunden. In der Wissenschaft werde zudem über mögliche Kinderopfer-Rituale in der antiken phönizischen Stadt Karthago in Nordafrika diskutiert.