Tel Aviv/Berlin. Der Samenerguss ist für Fruchtfliegen am wichtigsten. Oder eben Alkohol

Menschen und Fruchtfliegen, das wissen Forscher schon länger, sind sich in manchen Dingen recht ähnlich. Jetzt haben israelische Wissenschaftler herausgefunden, dass ein Samenerguss auch für männliche Fruchtfliegen ein befriedigendes Erlebnis ist. Die beglückende Wirkung der Ejakulation vereine also alle Tiere, von winzigen Fliegen bis hin zu Säugetieren, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ als Fazit ihrer Studie. Außerdem berichten sie, dass „unbefriedigte“ männliche Fruchtfliegen eher dazu neigen, Ersatzbefriedigung im Alkohol zu suchen.

Die Forschergruppe um Galit Shohat-Ophir von der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan untersuchte Fruchtfliegen, bei denen bestimmte Neuronen im Gehirn durch Licht an- und ausgeschaltet werden können. Rotes Licht regt bei ihnen sogenannte CRZ-Neuronen an, die die Freisetzung von Samenflüssigkeit veranlassen – es kommt zum Samenerguss.

Die Forscher setzten die Fruchtfliegen in einen Raum, der teilweise rot ausgeleuchtet war, also eine Art Rotlichtmilieu. In diesem Areal, das die CRZ-Neuronen zum Feuern brachte, hielten sich die Fliegenmännchen am liebsten auf. Das zeige, dass die Ejakulation für sie ein befriedigendes Erlebnis sei, folgern die Forscher. Das gelte unabhängig von anderen Aspekten einer sexuellen Begegnung.

Wenn die Forscher das Rotlicht und die Ejakulation mit einem bestimmten Duft verbanden, so mochten die Fliegenmännchen anschließend auch diesen Geruch besonders gern. Er erinnerte sie wohl an die vorherigen Erlebnisse. „Wir wollten herausfinden, welcher Teil der Paarung die Befriedigung bringt“, sagt Shohat-Ophir. „Ist es das Liebeswerben? Sind es die Lockstoffe des Weibchens? Oder ist es der finale Schritt der Paarung, der Samenerguss?“

Shohat-Ophir und ihr Team berichten, dass unbefriedigte Fruchtfliegen-Männchen eher zu Alkohol neigen. Im Anschluss an die Experimente, in denen über mehrere Tage immer wieder die CRZ-Neuronen der Fliegen angeregt worden waren, boten die Forscher den Tieren Nahrung mit und ohne Alkohol an. Die „Rotlichtfliegen“ bevorzugten das alkoholfreie Futter, ihre unbefriedigten Artgenossen neigten dagegen zum Alkohol. „Das Belohnungssystem im Hirn ist bei allen Tieren sehr ähnlich“, erklärt Shohat-Ophir.

„Drogen greifen auf das gleiche System zu wie natürliche Belohnungen. So können wir verschiedene Aspekte der Drogensucht anhand von einfachen Modellorganismen untersuchen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Zustand eines Tieres – also ob es sich erfolgreich gepaart hat oder zurückgewiesen wurde – auch seine Motivation beeinflusst, Drogen zu nehmen.“

Die Studienergebnisse sind nicht nur für die Wissenschaft interessant. Man kann auch für den Alltag praktische Schlüsse daraus ziehen. Man sollte dieser Tage also besser kein rotes Licht anknipsen – oder ungeschützt Rotwein trinken.