berlin. Studie: Zehn Prozent der vegan ernährten Jungen und Mädchen sind zu klein

Eine rein pflanzliche Ernährung von Kleinkindern kann in Einzelfällen zu Wachstumsverzögerungen führen. Laut einer am Donnerstag vorgestellten Studie waren zehn Prozent der vegan und sechs Prozent der vegetarisch ernährten Kinder zu klein für ihr Alter. Das Ergebnis könne Hinweis auf eine nicht optimale Nährstoffversorgung sein, sagte Studienleiter Markus Keller von der Fachhochschule des Mittelstands in Berlin.

Die nicht repräsentative Untersuchung mit 364 Kindern von ein bis drei Jahren zeigt den Autoren zufolge jedoch auch, dass vegetarische und vegane Ernährung bei Kleinkindern durchaus bedarfsdeckend sein könne, „wenn auf eine ausreichende Zufuhr von Nahrungsenergie und kritischen Nährstoffen, insbesondere Vitamin B12, geachtet wird“. 90 Prozent der Kinder hätten sich größen- und gewichtsmäßig normal entwickelt. Bei Jungen und Mädchen, die Fleisch und Pflanzenprodukte aßen, habe es keine Defizite bei der Körpergröße gegeben. Dafür habe es in dieser Gruppe drei Prozent Übergewichtige gegeben, so die Wissenschaftler. Blutproben wurden nicht ausgewertet.

Weil keine Blutdaten vorgelegen haben, seien die Ergebnisse der Studie nur bedingt aussagekräftig, sagt Silke Restemeyer, Ernährungswissenschaftlerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Auch die geistigen Fähigkeiten seien nicht untersucht worden. Die DGE empfiehlt für Kinder und Jugendliche, die sich vegetarisch ernähren, eine abwechslungsreiche Kost mit Milch und Eiern. Bei veganer Ernährung sei eine ausreichende Versorgung mit einigen kritischen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Als kritisch gelten unentbehrliche Amino- und n3-Fettsäuren sowie weitere Vitamine wie Riboflavin und Vitamin D, aber auch Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen. Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf die Zufuhr kritischer Nährstoffe achten und regelmäßig die Blutwerte prüfen lassen.

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte lehnt Veganismus bei Kindern und Jugendlichen ab und warnt vor irreversiblen Schäden, etwa einer verzögerten Hirnreife. Eine vegetarische Ernährung halten die Mediziner für eher machbar. Was junge Vegetarier und Veganer in Deutschland genau essen und wie es um ihre Nährstoffversorgung steht, ist den Experten zufolge bislang noch unzureichend erforscht.