Berlin. Überreste von Düngemitteln bereiten Probleme. Deutschland verfehlt Ziele erneut

Fast drei Viertel der Seen in Deutschland sind ökologisch in einem mittelmäßigen bis schlechten Zustand. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Steffi Lemke hervorgeht, erreichen nur 24 Prozent der Seen nach europäischen Richtlinien Messwerte, die im guten Bereich liegen. 2,3 Prozent können als sehr gut bewertet werden. Noch schlechter ist die Situation bei den Fließgewässern: Nur 13,3 Prozent der Flüsse wurden bei der jüngsten Qualitäts-Bewertung im Jahr 2015 als gut oder besser eingestuft.

Grund für die schlechten Messwerte sind nach Angaben der Regierung unter anderem hohe Nährstoffeinträge. Überreste von Düngemitteln werden in die Seen gespült, wo sie lange verbleiben, weil die Gewässer stehen. In den so überdüngten Seen wird häufig vermehrtes Algenwachstum zum Problem. An 18 Prozent der Messstellen für die Grundwasserqualität wird derzeit der Grenzwert für Nitrat überschritten. Die Belastung durch Stickstoff und Pflanzenschutzmittel ist in den vergangenen Jahren gleich geblieben, aber „noch weit vom Zielwert entfernt“, wie es in der Antwort heißt.

Festgelegt wurden die Ziele für den Zustand der Gewässer 2007 in der Nationalen Strategie für Biologische Vielfalt. Nach der sollte bereits im Jahr 2015 ein guter ökologischer Zustand aller Seen und Weiher erreicht worden sein. Nun konstatiert die Bundesregierung zwar einen positiven Trend bei der Gewässerqualität, doch die nun für 2020 gesteckten Zielwerte werden laut Antwort der Regierung wohl bis dahin nicht erreicht werden. Neues Zieldatum ist 2027. Die Hauptverantwortung für die Umsetzung von Strategie und Maßgaben der EG-Wasserrahmenrichtlinie liege bei den Ländern, so der Bund.

Steffi Lemke, Sprecherin der Grünen-Fraktion für Naturschutz, ist alarmiert: „Den Seen und Flüssen in Deutschland geht es schlecht“, sagt sie. „Fische und Pflanzen, die hier typischerweise vorkommen, finden in diesen Seen keinen Lebensraum mehr.“ Lemke sieht vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht. Die Seen litten unter der „Vergüllung“ durch die Landwirtschaft. „Für einen ambitionierten Artenschutz brauchen wir dringend eine Agrarwende: weg von einer Vergüllung der Landwirtschaft, weg vom Gift auf dem Acker“, so Lemke.