Exeter/Belém.

Der südliche Rand des Amazonasbeckens war vor der Ankunft der Spanier zusammenhängend besiedelt – und zwar viel dichter als bisher angenommen. Ein britisch-brasilianisches Forscherteam berichtet im Fachblatt „Nature Communications“, dass auf rund 435.000 Quadratkilometer Fläche – das entspricht etwa der Fläche von Deutschland und Österreich zusammen – bis zu eine Million Menschen lebten. „Es gibt einen gängigen Irrglauben, dass das Amazonasgebiet eine unberührte Landschaft ist, die nur von verstreuten nomadischen Gemeinschaften bewohnt war“, sagt Erstautor Jonas Gregorio de Souza von der University of Exeter. „Das ist nicht der Fall.“

Seit etlichen Jahren finden Forscher im Amazonasbecken zunehmend Hinweise auf Siedlungen aus präkolumbianischer Zeit – etwa Reste von Erdwällen, Fischteichen, Grabenanlagen oder Verkehrswegen. Unklar war, ob zwischen den Arealen eine Verbindung bestand. Genau das zeigt nun das Forscherteam anhand von Funden am Oberlauf des Flusses Tapajós – eines großen Zustroms des Amazonas. Dort entdeckte es anhand von Luftbildern 81 bisher unbekannte befestigte Siedlungen.