San Francisco. Forscher haben die DNA der Mini-Mumie aus Chile entschlüsselt

Die Herkunft einer geheimnisvollen Mini-Mumie aus Chile ist enträtselt. Fünf Jahre intensiver DNA-Forschung zeigen: Das winzige, nur 15 Zentimeter lange mumifizierte Skelett mit dem bizarr langgezogenen Schädel und den übergroßen Augenhöhlen ist das eines weiblichen Menschen. Der Fund in einem verlassenen Örtchen in der chilenischen Atacama-Wüste hatte 2003 für Aufsehen gesorgt.

Tatsächlich litt der kleine, wohl durch eine Frühgeburt zur Welt gekommene Mensch an einer Vielzahl genetischer Mutationen, die die diversen Knochen- und Schädel-Fehlbildungen hervorbrachten, berichten Forscher der University of California und der Stanford University jetzt in einem abschließenden Artikel im Fachjournal „Genome Research“.

Von vielen dieser Genveränderungen wüsste man bereits, dass sie eine Rolle bei Kleinwuchs, Skoliose und Fehlbildungen an Muskeln und Knochen spielten. Andere Mutationen hingegen seien zwar als mögliche Auslöser von Erkrankungen bekannt, aber bisher noch nie mit solchen Entwicklungsstörungen in Verbindung gebracht worden. Heute steht nach einem Abgleich mit Referenzgenomen von Schimpanse und Rhesusaffe fest: Das nach seinem Fundort Ata benannte Wesen war definitiv ein Mensch.

Ein geografischer Populationsabgleich lässt zudem auf chilenische Herkunft schließen und das Verhältnis abgelesener X- und Y-Chromosomen auf das weibliche Geschlecht. Schon bei der ersten Untersuchung waren weitere Ungewöhnlichkeiten aufgefallen: Das kleine Skelett weist nur zehn statt der üblichen zwölf Rippenpaare auf. Außerdem fand der Knochenexperte Ralph Lachman beim Röntgen heraus, dass bestimmte Knochenteile Atas überraschenderweise aussahen wie die eines sechs- oder siebenjährigen Kindes.

Sollte die winzige Ata tatsächlich so lange gelebt haben? Nein, folgern die Forscher heute: Ata sei ein Fötus gewesen, habe aber an einer seltenen Erkrankung gelitten, die die Knochen vorzeitig altern lasse. Dies alles festzustellen, war nur möglich, weil die Wissenschaftler aus Atas Rippen intaktes Erbgut extrahieren und sequenzieren konnten. Das gelang, weil das von der Wüstensonne mumifizierte Skelett nur etwa 40 Jahre alt war.