Washington. Das bislang unbekannte Phänomen ähnelt den Polarlichtern, erklären Forscher

Fotos kanadischer Amateurforscher haben Astronomen auf die Spur einer neuen Himmelserscheinung gebracht: Das leuchtend violette Band am Nachthimmel erinnert an ein Polarlicht, verhält sich jedoch anders und tritt in niedrigeren Breiten auf, wie ein Team um Elizabeth MacDonald vom Goddard Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Fachblatt „Science Advances“ berichtet. Auf Vorschlag der Amateurwissenschaftler bekam die Leuchterscheinung den Namen „Steve“, der nachträglich als Abkürzung für „Strong Thermal Emission Velocity Enhancement“ (etwa: starke Geschwindigkeitserhöhung mit thermischer Abstrahlung) definiert wurde.

Die ungewöhnliche Leuchterscheinung wurde in den Jahren 2015 und 2016 in mindestens 30 Nächten von Hobbyforschern in Kanada fotografiert. Sie zeigte sich als schmales violettes Band, das westwärts driftete und gelegentlich für einige Minuten grüne Strukturen ausbildete, die an einen himmlischen Lattenzaun erinnerten. Um das Phänomen näher zu erkunden, nutzten die Forscher um MacDonald die „Swarm“-Satelliten der europäischen Raumfahrtagentur Esa, mit denen sich die Fließgeschwindigkeit elektrisch geladener Moleküle (Ionen) in der Atmosphäre messen lässt.

Die „Swarm“-Daten zeigen in dem schmalen Band der Himmelserscheinung einen starken Ionen-Fluss und eine deutliche Temperaturerhöhung. Dies seien Merkmale eines bekannten Atmosphärenphänomens, das normalerweise aber nicht leuchtet. Die Beobachtung des zuvor undokumentierten Himmelsschauspiels könne wichtige Einblicke in die seltenen und bislang schlecht verstandenen Lichtphänomene der mittleren und niedrigen geografischen Breiten bieten, meinen die Wissenschaftler.