Solnhofen. Ein Blick in die Knochen des Urvogels zeigt: Er nutzte seine Flügel aktiv

Vor gut 150 Jahren wurde das erste Fossil eines Archaeopteryx in einem Steinbruch bei Solnhofen entdeckt. Seitdem rätseln Experten darüber, ob der gefiederte Urvogel fliegen konnte oder nicht.

Nach einem tiefen Blick in seine Knochen sagen Forscher: Ja, der Archaeopteryx konnte fliegen. Er erhob sich durch aktives Flügelschlagen in die Luft und konnte so vor Feinden fliehen oder über Hindernisse hinwegflattern. Allerdings nutzte er eine etwas andere Flugtechnik als moderne Vögel, berichtet ein internationales Forscherteam nach der Untersuchung fossiler Überreste des Urvogels mit einer hochauflösenden Computertomografie. Das stellt sein Ergebnis im Fachblatt „Nature Communications“ vor.

Bis heute sind insgesamt zwölf mehr oder weniger vollständige Fossilien des Urvogels beschrieben worden. Archaeopteryx lebte vor etwa 150 Millionen Jahren, alle Funde stammen aus der Gegend des heutigen Bayern.

Der Urvogel vereinte Merkmale der Vögel und der Saurier: Er hatte Federn und Flügel, aber auch Zähne und eine lange Schwanzwirbelsäule wie die Dinosaurier. Er war etwa so groß wie eine Elster. Ob er fliegen konnte oder nicht, war bisher unter Fachleuten umstritten.

Ein Problem bei der Klärung der Frage bestand darin, dass die Fossilien sehr kostbar sind und bei Untersuchungen nicht zerstört werden dürfen. Die Wissenschaftler um Dennis Voeten von der European Synchrotron Radiation Facility, einer Großforschungseinrichtung in Grenoble, durchleuchteten nun Fossilien von drei Archaeopteryx-Exemplaren mit einer speziellen Tomografie-Methode. Auf diese Weise konnten sie zerstörungsfrei den inneren Aufbau der Knochen untersuchen.

Die Wissenschaftler fanden auf diese Weise heraus, dass die Flügelknochen im Querschnitt denen moderner Vögel ähnelten. Die typische Rotationsbewegung moderner Vögel ist jedoch mit der Schulterstruktur und dem Brustbein des Urvogels nicht möglich, was vermuten lässt dass sich sein Flugstil stark von dem heutiger Vögel unterschied.