New York. Für Menschen ungefährliche Strahlen sollen Grippe- und Tuberkulose-Erreger töten

UV-Lampen an der Decke von Flughäfen, Schulen, Kliniken oder Flugzeugen könnten eines Tages die Gefahr von durch Luft übertragene Krankheiten eindämmen. Davon träumen zumindest US-Forscher um David Brenner von der Columbia-Universität in New York. Sie zeigten im Labor, dass spezielles UV-Licht, das für die Haut von Menschen ungefährlich sein soll, in der Luft befindliche Grippeviren größtenteils abtötet, wie sie im Fachblatt „Scientific Reports“ schreiben.

Brenner und Kollegen glauben, dass man mit ihrem Ansatz künftig die Ausbreitung von Krankheiten abbremsen kann, die über die Luft übertragen werden. Dazu gehören unter anderem Grippe und Tuberkulose. Die Idee, dass man Erreger mit UV-Licht bekämpft, ist nicht neu. Die Strahlen sorgen für DNA-Schäden, Viren und Bakterien sterben. So werden beispielsweise vielerorts OP-Besteck oder auch Laborarbeitsflächen mit UV-Licht desinfiziert. „Leider ist dieses herkömmliche, keimtötende UV-Licht eine Gefahr für die menschliche Gesundheit und kann zu Hautkrebs und einer Trübung der Augenlinse führen“, sagte Brenner laut einer Mitteilung seiner Universität.

Bei ihrem Experiment nutzten die Forscher nun niedrige Dosen eines speziellen UV-Lichts mit einer Wellenlänge von 222 Nanometer. Die Forscher sprechen von Far-UVC-Licht. Sie bestrahlten damit Luft in einer Testkammer, in der sogenannte aerosolisierte Grippeviren des Typs H1N1 schwebten. Dabei konnten die Wissenschaftler zeigen, dass mehr als 95 Prozent der Viren unwirksam wurden. Das Far-UVC-Licht ist den Forschern zufolge für den Menschen unbedenklich. Es könne weder durch die äußerste Hautschicht noch durch die äußerste Schicht der Augen dringen. „Aber weil Viren und Bakterien viel kleiner als menschliche Zellen sind, kann Far-UVC-Licht ihre DNA erreichen und sie abtöten“, sagte Brenner. Andere Untersuchungen müssten die Ergebnisse jedoch zunächst bestätigen.

Das Verfahren der US-Forscher und ihre Erkenntnisse seien noch in einer frühen Phase, betont Ernst Tabori, ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene, der nicht an der Studie beteiligt war. Bevor es eingesetzt werden könne, müsste man sich ganz sicher sein, dass die UV-Strahlung tatsächlich unschädlich für den Menschen sei. Zudem würden Grippeviren sich vor allem über Anhusten, Niesen oder Handkontakt verbreiten. Das könnte aber auch das UV-Licht nicht verhindern. Handhygiene sei das sicherere Mittel zur Eindämmung von Infektionskrankheiten.