Kopenhagen. Wissenschaftler entdecken erstmals ein Indiz für die Erstbevölkerung

Mit Hilfe von Genom-Analysen hat ein internationales Forscherteam die Erstbesiedlung Amerikas rekonstruiert. Die Studie untermauert die Vermutung, dass Amerika in einer einzigen Einwanderungswelle vor grob 20.000 Jahren erreicht wurde. Zuvor hatten die Vorfahren der ersten Siedler Jahrtausende auf der Landbrücke Beringia ausgeharrt – dem Gebiet der heutigen Beringstraße zwischen Asien und Alaska. Das berichtet das Team um Ben Potter von der University of Alaska in Fairbanks und Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen im Fachblatt „Nature“.

Amerika war die letzte große Landmasse, die der Homo sapiens besiedelte. Nach derzeitigem Kenntnisstand verließ der moderne Mensch Afrika vor etwa 100.000 Jahren, erreichte Australien vor mindestens 50.000 Jahren und drang vor etwa 40.000 Jahren nach Europa vor. Es gilt als sicher, dass der Mensch Amerika während der letzten Eiszeit über die damals existierende Landbrücke Beringia erreichte. Doch der Ablauf dieser Ausbreitung war bislang unklar – auch weil es bisher keine Funde aus Alaska gab, die direkten Aufschluss gaben.

Das änderte im Jahr 2013 eine Entdeckung am Tanana River, einem Zufluss des Yukon. An der Fundstelle Upward Sun River bei Fairbanks fanden Forscher Überreste von zwei miteinander verwandten Kleinkindern, die vor etwa 11.500 Jahren lebten. Zu jener Zeit waren Nord- und Südamerika zwar schon längst besiedelt. Dennoch gewährt die DNA-Analyse des einen Kindes einen Blick in die Vergangenheit – mit überraschenden Erkenntnissen.

Demnach gehörte das sechs Wochen alte Mädchen nicht zu jenen frühen Amerikanern, die Nord- und Südamerika erschlossen. Stattdessen zählte es zu einer bislang unbekannten Bevölkerungsgruppe, die von den ersten Einwanderern abstammt – der amerikanischen Gründerpopulation. Die Forscher nennen sie, in Anlehnung an die Landbrücke Beringia, die Alten Beringianer. „Wir wussten nicht, dass es diese Population überhaupt gab“, sagt Potter. „Diese Resultate bieten den ersten direkten Hinweis auf die früheste Population der Ureinwohner.“

Wolfgang Haak vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte spricht von einer sensationellen Entdeckung. „Endlich haben wir ein Individuum aus Alaska“, sagt der Experte für Molekulare Anthropologie. „Darauf haben wir lange gewartet und waren gespannt, wie es wohl aussähe. Das ist wichtig, um zu verstehen, wie die Gründerpopulation ausgesehen hat.“