Berlin. Wegen eines Streiks sind die Plantagen in Indien verwildert. Nun wird der Tee knapp

Der Darjeeling gilt als eine Art Champagner unter den Tees. Nur: „Wer den sogenannten Second-Flush-Darjeeling liebt, muss geduldig sein, wir können ihn momentan nicht anbieten“, sagt Kathrin Gassert von der Teekampagne. Das Potsdamer Unternehmen ist auf den Verkauf von Darjeeling im Internet spezialisiert. Teurer werde er voraussichtlich auch: „Mit einem Plus von zehn Prozent ist mindestens zu rechnen, für bestimmte Qualitäten sind auch bis zu 50 Prozent denkbar.“ Das hängt mit einem Streik in Indien zusammen, der bis letzten September dauerte.

Der Darjeeling ist für Indien das, was für Frankreich der Champagner ist. Der Name ist international geschützt. So kommt der Tee nur aus der gleichnamigen Region im Bundesstaat Westbengalen im Nordosten Indiens. Dort wird er in 87 Teegärten an den südlichen Hängen des Himalaja-Gebirges geerntet. Es ist eines der bekanntesten Teeanbaugebiete weltweit. Insgesamt werden jedes Jahr rund 8500 Tonnen Darjeeling-Tee produziert, der dann in der ganzen Welt getrunken wird. Auch in Deutschland, dem größten Importeur in Europa. Aber nicht 2017.

Denn eigentlich wird Darjeeling dreimal im Jahr gepflückt: der leicht blumig schmeckende First Flush im Frühjahr, der kräftigere Second Flush im Sommer. Dieser macht den größten Teil aus. Im Herbst kommt noch der Autumnal-Tee. Doch den Second Flush pflückte dieses Jahr kaum jemand – wegen des Streiks. Die Gärten verwilderten, so fiel auch die Herbsternte fast ganz aus. Den Arbeitern ging es dabei nicht in erster Linie um ihre Löhne oder um Sozialstandards, sondern um ihren politischen Wunsch nach Autonomie.

Der Großteil der Arbeiter auf den Plantagen gehört der Minderheit der Gorkha an. Sie wollen seit Jahrzehnten einen eigenen Bundesstaat. Immer wieder flammt dieser Konflikt mit der Regierung von Westbengalen auf. In diesem Sommer gab es schwere Unruhen, auch Tote bei Protesten. Die Teesträucher wuchsen einfach so vor sich hin.

Klassischerweise werden immer die beiden jüngsten Blätter und die Blattknospe gepflückt. „Die Teepflanzen mussten radikal zurückgeschnitten werden, damit die Kraft der Pflanzen im Frühjahr auch wieder in die jungen Triebe und den Tee geht“, sagt Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Teeverbandes. Vom First-Flush-Darjeeling 2017 gebe es derzeit noch genug. Der Vorrat an Second Flush reiche aber allenfalls noch bis April 2018. Der Second Flush werde „frühestens wieder im Herbst 2018 zu haben sein“, sagt Expertin Gassert.