Berlin. Fast drei Millionen Tiere leiden in Labors – Verbände fordern Alternativen

An ihnen werden potenzielle Medikamente, Lebensmittelzusatzstoffe oder auch Antifaltenmittel getestet. Immer öfter halten Tiere zudem für Gentechnikexperimente her. Wie das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) jetzt bekannt gab, ist die Zahl der Tiere, die in Deutschland zu Laborzwecken verwendet wurden, im Jahr 2016 um knapp zwei Prozent gestiegen. Demnach wurden 2.854.586 Versuchstiere verzeichnet, im Jahr 2015 waren es 2.799.961.

Laut Statistik sind Mäuse, Ratten und Fische mit einem Anteil von 92 Prozent weiterhin die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Versuchstiere. Mit 2462 Affen und Halbaffen sei die Verwendung nichthumaner Primaten 2016 im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel gesunken, so das BMEL. Weiter rückläufig ist auch der Anteil von Hunden und Katzen, während sich die Zahl der Fische von etwa 202.000 in 2015 auf rund 311.000 deutlich erhöht hat.

Gentechnische Veränderungen – vor allem bei Nagetieren – legten einmal mehr zu und machten 42 Prozent dieser Verfahren aus. Tierschutzorganisationen kritisieren dies heftig. Gentechnische Experimente könnten nur als ungenaue, ineffiziente und unzuverlässige „Frankenstein-Wissenschaft“ beschrieben werden, kommentiert Christopher Faßbender von der Tierrechtsorganisation PETA.

Die Förderung tierversuchsfreier Alternativmethoden müsse endlich oberste Priorität haben, heißt es vom Deutschen Tierschutzbund. Mit dem Veröffentlichungszeitpunkt zwischen den Jahren kehre das Bundesministerium das Thema allerdings lieber unter den Tisch, konstatiert Sprecher Marius Tünte. Die Wissenschaftsallianz „Tierversuche verstehen“ hält dagegen: „Wir beobachten nun seit einigen Jahren relativ konstante Versuchstierzahlen, obwohl das Forschungsaufkommen derzeit international ansteigt.“ Verbesserte Methoden führten dazu, dass die Versuche weniger belastend für Tiere seien.