Tokio. Weltnaturschutzunion hat die Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten aktualisiert

Exzessive Landwirtschaft und die zunehmende Verstädterung bedrohen die wilden Verwandten von Feldfrüchten wie Reis und Weizen. Das gefährde auch die Ernährungssicherheit, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Dienstag bei der Vorstellung ihrer aktualisierten Roten Liste in Tokio mitteilte.

Um Feldfrüchte zu entwickeln, die mit dem Klimawandel klarkommen, „müssen wir die wilden Verwandten dieser Feldfrüchte bewahren“, sagte Jane Smart, Direktorin für Biodiversität der IUCN. Denn die wilden Verwandten enthalten die genetische Vielfalt, die für die Zucht von widerstandsfähigerem Saatgut wichtig sein dürfte.

Erstmals untersuchte die IUCN 25 Arten von wildem Reis. Drei davon seien bedroht, hieß es. Von den 26 erfassten Arten an wildem Weizen seien zwei bedroht. Diesen wilden Verwandten unserer Nutzpflanzen mangelt es inzwischen an Platz zum Überleben. Vielerorts werden ihre natürlichen Lebensräume durch Bebauung oder durch zu intensive Beweidung zerstört, wie die IUCN mitteilte. Hinzu kommt der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden in der Landwirtschaft.

„Wir nehmen uns den Spielraum, für unsere Ernährung wichtige Pflanzen durch Forschung und Züchtung gegen immer extremer werdende klimatische Bedingungen und deren Folgen zu wappnen. Zukünftigen Generationen fehlen somit möglicherweise wichtige Optionen, um die Welternährung zu sichern“, kommentierte Christoph Heinrich vom Vorstand der Umweltstiftung WWF. „Die Landwirtschaft der Zukunft muss daher raus aus ihrer starken Abhängigkeit von wenigen Pflanzensorten, künstlichen Düngern und synthetischen Pflanzenschutzmitteln.“

„Gesunde, artenreiche Ökosysteme sind elementar für unsere Fähigkeit, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren“ und den Hunger in der Welt zu besiegen, so IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. Es gehe um „unsere Zukunft“. Experten haben für die Rote Liste rund 91.500 Arten unter die Lupe genommen. Das ist ein Bruchteil der geschätzten zehn Millionen Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten. Von den untersuchten Arten sind nach Erkenntnis der Experten gut 25.000 bedroht. Die Zahl in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ beläuft sich auf 5583. Die Zahl der gänzlich ausgestorbenen Arten gab die IUCN mit 866 an.