Kiel.

Paracetamol galt lange als eines der wenigen Schmerzmittel, die über die gesamte Schwangerschaft eingenommen werden können, ohne Schäden beim ungeborenen Kind zu riskieren. Doch in den letzten drei Jahren legten Untersuchungen unter anderem aus Dänemark und Großbritannien nah, dass das Medikament das ADHS-Risiko für das Baby erhöhen könnte.

Eine jetzt im Fachblatt „Pediatrics“ erschienene norwegische Studie mit 11.4744 Kindern und 95.242 Müttern sowie 75.217 Vätern scheint diese These nun zu untermauern und sogar noch zu erweitern. So hatte sich das ADHS-Risiko für das Kind nicht nur verdoppelt, wenn die Mutter während der Schwangerschaft mehr als vier Wochen lang Paracetamol einnahm, sondern auch, wenn der Vater das Mittel über die gleiche Zeitspanne in den sechs Monaten vor der Zeugung nutzte. „Im Hinblick auf die minimale Wirkung von Paracetamol bei Schmerzen sind diese Ergebnisse sowohl für schwangere Frauen als auch potenzielle Väter alarmierend“, sagte Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel dem medizinischen Online-Portal Medscape.

Die Daten für die Untersuchung stammen aus der Mother and Child Cohort Study (MoBa) des Norwegian Institute of Public Health. Die einbezogenen Kinder wurden zwischen 1999 und 2009 geboren, die Daten für die ADHS-Diagnosen stammen aus dem Jahr 2014.

Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest raten werdenden Eltern in Anbetracht der aktuellen Diskussion, sich nicht selbst zu therapieren, sondern sich bei stärkeren Schmerzen und Fieber mit dem Arzt über das geeignete Medikament zu beraten und dieses nur wenige Tage einzunehmen.