Wolfsburg. Weltpremiere in Wolfsburg: Der „Coradia iLint“ mit Brennstoffzellen-Technologie

Am Wolfsburger Hauptbahnhof gab es am Donnerstagmorgen eine Weltpremiere. Auf Gleis 3 wurde der „Coradia iLint“, der weltweit erste Brennstoffzellenzug, vorgestellt. Ein Zug, der die Energie für seinen Elektromotor aus der kalten Verbrennung von Wasserstoff zu Wasser bezieht.

Das Land Niedersachsen, der Bund, die Firmen Alstom und Linde und die Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen unterzeichneten auf dem Bahnsteig Verträge über die Lieferung von 14 Brennstoffzellenzügen. Sie sollen auf der nicht elektrifizierten Bahnstrecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude eingesetzt werden und Dieseltriebwagen ersetzen.

Laut Alstom reiche eine Wasserstoff-Tankfüllung für eine Strecke von bis zu 800 Kilometern, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Gebaut werden die Züge bei Alstom in Salzgitter, wo sie auch entwickelt wurden. Statt der Verbrennungsmotoren kommen Elektromotoren zum Einsatz. Sie werden von zwei Brennstoffzellen mit Strom versorgt. Diese sind auf dem Dach montiert. Die Wasserstofftanks befinden sich in der Mitte beider Wagendächer, sie können jeweils rund 90 Kilogramm Wasserstoff speichern. Er wird als komprimiertes Gas mit 350 bar Druck getankt. Der Tankvorgang dauert rund 15 Minuten.

„Wir haben 2012 mit der Entwicklung gestartet, einen Prototyp gibt es seit 2016, und jetzt ist der Zug Realität“, sagte Gian Luca Erbacci, Europa-Chef bei Alstom. Mehr als 300 Ingenieure seien beteiligt gewesen. Nur 55 Prozent aller Bahnstrecken in Europa seien elektrifiziert. Damit ergebe sich ein gewaltiges Marktpotenzial für den „Coradia iLint“. Es gebe Interesse in den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und anderen Ländern.

Auch die Firma Linde, die den Wasserstoff für die Züge liefert und in Bremervörde eine Tankstelle betreiben wird, macht sich Hoffnung auf einen wachsenden Markt für ihren Treibstoff. „Wir machen heute einen großen Schritt in die Wasserstoffgesellschaft“, sagte Vorstandsmitglied Bernd Eulitz. Um eine verlässliche Versorgung sicherzustellen, wolle das Unternehmen zunächst Wasserstoff liefern, der in der chemischen Industrie anfalle. In zwei Jahren aber solle der Wasserstoff mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden – mit Strom aus Windkraftanlagen. Das wäre die Voraussetzung für wirklich grüne Mobilität auf der Schiene. „Wird der Wasserstoff mit Kohlestrom erzeugt, dann wird lediglich der Auspuff verlagert“, sagte Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.