Groningen. Ein Forscher glaubt, die Erklärung gefunden zu haben: Es ist die Hoffnung auf ein Erbe

Einige Vogelarten helfen Artgenossen bei der Aufzucht von deren Jungtieren. Sie erhofften sich dadurch vermutlich, das Revier zu erben, berichtet ein niederländischer Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“. Demnach kümmern sich Vögel besonders dann intensiv um fremden Nachwuchs, wenn sie um Brutplätze konkurrieren.

Bei einigen Vogelarten sorgen Individuen für fremde Jungtiere, statt selbst Eier zu legen. Biologen erklären dieses scheinbar selbstlose Phänomen mit verschiedenen Theorien. Manche vermuten, dass Vögel sich um Verwandte wie jüngere Geschwister kümmern, die ähnliches Erbgut tragen. Da allerdings auch nichtverwandte Jungtiere mitgefüttert werden, gehen andere Forscher davon aus, dass es andere Vorteile gibt.

Sjouke Kingma von der Universität Groningen schreibt nun, dass die Belohnung wohl eine Art Erbschaft sein könnte. Kingma untersuchte 44 Arten, bei denen Individuen anderen Vögeln bei der Aufzucht helfen. Er unterschied Spezies, die um ihr Brutrevier kämpfen, von solchen, die das nicht tun, etwa weil sie in Kolonien brüten. Der Vergleich zeigt, dass besonders jene Arten bei der Aufzucht nichtverwandter Jungtiere helfen, die um Brutreviere konkurrieren. Seine Erklärung: Die helfenden Vögel werden dann nicht aus dem fremden Revier vertrieben.

Das könnte, vermutet Kingma, verschiedene Vorteile haben, etwa einen stärkeren Zusammenhalt gegen Feinde oder die Chance auf einen künftigen Nistplatz. „Vögel sehen ihr Territorium wie wir unsere Häuser“, wird er in einer Mitteilung der Universität zitiert. „Meine Studie zeigt, dass Heimbesitzer dann mehr Hilfe bekommen, wenn die Helfer auf das Territorium aus sind. Im Grunde ist man eher geneigt, einen Haushalt instand zu halten, wenn man davon ausgeht, ihn einmal zu erben. Das ist genau das, was viele Vögel machen.“