Ottawa. Eine US-Studie zeigt, dass Giftstoffe über die Haut aufgenommen werden

Feuerwehrleute nehmen beim Löschen krebserregende Stoffe auf. Dabei dürfte die Aufnahme durch die Haut eine größere Rolle spielen, schreiben Forscher um Jennifer Keir von der kanadischen Universität Ottawa im Fachblatt „Environmental Science & Technology“. Sie hatten in 31 Fällen Feuerwehrmänner vor und nach einem Einsatz getestet. Dabei untersuchten sie den Urin der Einsatzkräfte und nahmen Wischproben der Haut.

Bei Bränden entstehen gefährliche Stoffe wie Formaldehyd und Benzol. Das Augenmerk der Studie lag auf polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) und davon abgewandelten Stoffen. Sie bilden sich, wenn Holz, Plastik, Möbel, Elektrogeräte und Baumaterialien verbrennen. Die Gifte können DNA-Schäden verursachen, zu Krebs führen und die Fruchtbarkeit mindern.

Nach einem Einsatz der Feuerwehrmänner war die PAK-Konzentration im Urin je nach untersuchtem Stoff zwischen 2,9- und 5,3-mal so hoch wie vorher. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem PAK-Spiegel im Urin von Feuerwehrleuten und den PAK-Mengen auf ihrer Haut“, wird Keir in einer Mitteilung zitiert. Die Forscher raten, dass Feuerwehrleute ihre Haut direkt nach dem Einsatz reinigen.

Eine US-Untersuchung an mehr als 30.000 Feuerwehrleuten hatte kürzlich ergeben, dass bei ihnen öfter die Diagnose Krebs gestellt wird als beim Durchschnitt der Bevölkerung. Dabei geht es um Tumore des Verdauungstraktes, der Mundhöhle, der Atem- und der Harnwege.

Auch in Deutschland denkt man darüber nach, wie man Feuerwehrleute besser vor giftigen Substanzen schützen kann. „Das Problem ist uns bewusst“, sagt Bundesfeuerwehrarzt Klaus Friedrich. „Bislang gibt es aber keine verlässlichen Zahlen zu Krebserkrankungen bei Feuerwehrleuten in Deutschland.“ Die Krebswahrscheinlichkeit sei direkt davon abhängig, wie stark die Einsatzkräfte mit den giftigen Substanzen in Kontakt kämen, sagt Friedrich.

„Die Schutzausrüstung der Feuerwehrleute muss evaluiert werden“, fordert Friedrich. Bislang habe der Schutz vor Hitze im Vordergrund gestanden, weniger der Schutz vor Chemikalien im Rauch. Nicht alle würden während des Einsatzes Atemschutzmasken tragen. Er gibt zu bedenken, dass die Kleidung auch nach einem Einsatz noch Dämpfe freisetzt. Deshalb müsse man sich fragen: Kann ein Feuerwehrmann nach dem Einsatz schnell seine Kleidung wechseln? Werden Kollegen noch im Feuerwehrauto kontaminiert?