Karlsruhe. Einzigartige Langzeitstudie begleitet seit 25 Jahren Aktive und Bewegungsmuffel

Bewegung ist gesund, macht glücklich, hilft gegen Depressionen, beugt Demenz vor, unterstützt Genesung nach schweren Krankheiten. Und Bewegung hält jung: Im Schnitt sind sportlich aktive Menschen motorisch gesehen zehn Jahre jünger als die, die faul auf der Couch herumlümmeln. Das ist eines der neuesten Ergebnisse einer Langzeitstudie, die Sportwissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie am Dienstag vorstellten.

Das besondere daran: Die Studie begleitet seit nunmehr 25 Jahren rund 500 Einwohner von Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe), die entweder regelmäßig Sport treiben – oder eben nicht. Die Teilnehmer im Alter zwischen 35 und inzwischen etwa 80 Jahren werden alle paar Jahre in bislang fünf Wellen untersucht. „Wir haben also Aktivitäts- und Gesundheitsdaten über einen sehr langen Zeitraum verglichen“, erklärt Studienkoordinator Professor Alexander Woll. Das sei in dieser Form deutschlandweit einmalig. „Was mich total überrascht hat, ist: Schon bei zwei Stunden Sport pro Woche sinkt das Risiko für das Metabolische Syndrom – also Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte – um das fünffache“, erklärt Woll. Heißt im Klartext: Wer so Sport treibt, hat beispielsweise ein fünfmal geringeres Risiko für Herz/-Kreislauferkrankungen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 Minuten moderaten Sport pro Woche. Aus viel Bewegung folgt also zwangsläufig ein langes und gesundes Leben? So schlicht funktioniert die Gleichung nun auch wieder nicht, sagen Projektkoordinator Woll und sein Kollege Professor Klaus Bös, der die Studie seinerzeit initiierte. Auch die genetische Disposition spiele eine ganz erhebliche Rolle. „Es ist vermessen anzunehmen, dass wir durch unser Verhalten alleine unser Leben bestimmen können“, sagt Bös. Es sei aber sehr wohl möglich, genetische Risikofaktoren, etwa Neigung zu Übergewicht oder die Veranlagung, an Demenz zu erkranken, mithilfe von Bewegung drastisch abzumildern.

Die Frage der Ernährung wurde in der Studie bewusst vernachlässigt. Zu unterschätzen ist dieser Aspekt aus Sicht von Experten aber keinesfalls: „Fast 60 Prozent der Deutschen sind übergewichtig, sechs Millionen haben Diabetes“, sagt der Sport- und Ernährungsmediziner Professor Daniel König vom Institut für Sport und Sportwissenschaft an der Feiburger Universität. Wer gesünder leben wolle, müsse daher nicht nur körperlich aktiv sein, sondern auch seine Ernährung ändern.