Hamburg. Häufigste Form der Herzrhythmusstörung beginnt zehn Jahre eher als bei Frauen

Vorhofflimmern tritt bei Männern im Mittel etwa zehn Jahre früher auf als bei Frauen. Eine große europäische Studie zeigt, dass die Herzrhythmusstörung sich bei Männern ab dem Alter von 50 Jahren zu häufen beginnt, bei Frauen dagegen erst ab 60. Die Daten zeigen auch, dass Vorhofflimmern das Sterberisiko vervielfacht. Ein wichtiger Risikofaktor für die Störung sei starkes Übergewicht, schreibt das Team um Christina Magnussen vom Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) im Fachblatt „Circulation“.

Vorhofflimmern, die in Deutschland häufigste Herzrhythmusstörung, schränkt die Pumpleistung des Herzens stark ein. Dadurch können sich Blutgerinnsel bilden und etwa ein Schlaganfall die Folge sein.

Die Mediziner um Magnussen werteten nun Daten von vier europäischen Langzeitstudien aus. Die insgesamt gut 79.000 Männer und Frauen zwischen 24 und 97 Jahren hatten anfangs keine derartigen Probleme und wurden nach Studienbeginn im Mittel 12,4 Jahre lang beobachtet. Während Vorhofflimmern bei jüngeren Teilnehmern kaum vorkam, stieg die Zahl betroffener Männer etwa ab dem Alter von 50 Jahren. Bei Frauen verzeichneten die Forscher einen ähnlichen Anstieg erst zehn Jahre später. Im Alter von 90 Jahren war die Häufigkeit bei beiden Geschlechtern wieder ausgeglichen.

Insgesamt schätzen die Forscher, dass etwa ein Drittel aller Männer und Frauen im Lauf ihres Lebens die Rhythmusstörung entwickelt. Vorhofflimmern (VHF) steigerte das Sterberisiko im Vergleich zum Durchschnitt der übrigen Gleichaltrigen um mehr als den Faktor 3,5. „Damit stellt VHF ein bedeutendes Risiko für einen vorzeitigen Tod dar“, schreibt das Team.

Risikofaktor war vor allem Fettleibigkeit. Weitere Faktoren waren Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung und hohes Alter, Diabetes 2 zählte dagegen überraschend nicht dazu.

„Diese wichtige Arbeit ist insofern besonders, als man Vorhofflimmern bei einer enorm großen Gruppe der normalen Bevölkerung untersucht hat“, sagt der Kardiologe Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Dass Männer etwa ab 50 und Frauen erst ab 60 erkranken, ist noch nie so deutlich gezeigt worden.“ Neu sei auch, dass Fettleibigkeit ein eigenständiger Risikofaktor sei.

Vorhofflimmern äußert sich oft durch Druckgefühl auf der Brust, verbunden mit Atemnot und Schwindel. Wichtig ist eine zeitige Diagnose: Bei Patienten könnten Blutverdünner die Gefahr von Folgeproblemen wie etwa Schlaganfall um 70 bis 80 Prozent senken, betont Meinertz.