Darmstadt. Der Asteriod „2012 TC4“ passiert am Donnerstag die Erde. iExperten wollen die Möglichkeit nutzen, Schutzmechanismen durchzuspielen.

Asteriod „2012 TC4“ ist so groß wie ein Haus und wird die Erde am Donnerstagmorgen nur knapp verfehlen – wobei „knapp“ rund 44.000 Kilometer bedeutet. Zum Vergleich: Der Abstand Erde-Mond beträgt rund 400.000 Kilometer. Würde der Asteroid die Erde treffen, hätte das beträchtliche Folgen – so wie 2013 rund um die russische Stadt Tscheljabinsk. Ein Asteroid ähnlicher Größe löste damals schwere Stoßwellen aus, etwa 1500 Menschen wurden verletzt, rund 7000 Gebäude beschädigt.

Weil der nächste Einschlag nur eine Frage der Zeit ist, wollen Forscher aus dem Vorbeiflug von „2012 TC4“ wichtige Erkenntnisse gewinnen. Der Asteroid, dessen Durchmesser die US-Raumfahrtbehörde Nasa auf zwölf bis 27 Meter schätzt, biete „eine exzellente Gelegenheit, die internationalen Fähigkeiten zur Erkennung und Verfolgung erdnaher Objekte zu testen und unsere Fähigkeiten zu überprüfen, wie wir gemeinsam auf eine reale Bedrohung reagieren können“, schreibt die Europäische Raumfahrtagentur Esa.

Rüdiger Jehn leitet die Abteilung beim Europäischen Raumflugkontrollzentrum Esoc in Darmstadt, die sich mit der Erforschung „Erdnaher Objekte“ befasst. „Ein Fall wie in Tscheljabinsk kommt alle 40 bis 50 Jahre vor“, sagt er. Je größer der Asteroid, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit des Einschlags. Der Einschlag, der zum Aussterben der Dinosaurier geführt habe, sei 65 Millionen Jahre her.

Nähert sich ein potenziell gefährlicher Himmelskörper der Erde, hat man nach Einschätzung von Experten mit den aktuellen Kontrollmöglichkeiten in der Regel mehrere Jahre Vorlaufzeit, um Schutzmaßnahmen zu treffen. „Die naheliegende Option wäre ein kinetischer Impakt“, sagt Jehn. Das heißt, dass man den Asteroiden mit einem anderen Objekt kollidieren lässt, um ihn von seiner Bahn abzulenken. Jehn strebt ein Frühwarnsystem an, das die jeweils gefährdeten Menschen etwa eine Woche vorher warnen soll.

Momentan geht es aber auch darum, den Himmel flächendeckend nach heranfliegenden Objekten abzusuchen und Lücken bei der Beobachtung zu schließen. Deswegen will die Esa 2019 ein sogenanntes Fly-Eye-Teleskop in Betrieb nehmen. Doch auch dann wird es keine absolute Sicherheit geben. Denn 15 bis 20 Prozent der „Erdnahen Objekte“ kommen Rüdiger Jehn zufolge von der Sonnenseite und sind für Teleskope unsichtbar.