Berlin. Stiftung Warentest hat elf Produkte untersucht. Die meisten lindern die Beschwerden und pflegen das Haar. Teuer müssen sie nicht sein

13,6 Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr für Kosmetikprodukte ausgegeben. „Für den Löwenanteil des Umsatzes sorgen Frauen“, meldet der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. Der Umsatz für Herrenkosmetik lag den Angaben zufolge bei 866 Millionen Euro. Vor allem Shampoos waren bei Männern sehr gefragt. Die Ausgaben stiegen im Vergleich zu 2015 um fast fünf Prozent auf 68,3 Millionen Euro. Besonders dynamisch entwickelten sich laut der Gesellschaft für Konsumforschung die Absatzzahlen im Segment „Anti-Schuppen“ – plus 14,9 Prozent.

„Etwa die Hälfte der Bevölkerung leidet unter Kopfschuppen, Männer etwas häufiger als Frauen. Das Problem tritt vermehrt in jungen Lebensphasen auf“, sagt Annika Vogt im Gespräch mit Stiftung Warentest. Vogt ist Forschungsleiterin am Haarkompetenzzentrum der Klinik für Dermatologie an der Charité in Berlin. Kopfschuppen seien weder eine Krankheit, noch seien sie ansteckend. „Sie sind das Ergebnis einer gestörten Hautfunktion“, sagt Vogt.

Dermatologen unterscheiden – grob gesagt – zwischen fettigen und trockenen Schuppen. „Bei beiden spielen Hefen auf der Kopfhaut eine Rolle, die sich zu stark vermehren“, erklärt Vogt. Die Fettsäuren, die Hefen beim Stoffwechsel erzeugen, könnten trockene Kopfhaut reizen und zu Rötungen, Entzündungen und Juckreiz führen. Anti-Schuppen-Wirkstoffe bekämpfen die Hefen und stellten auf dem Kopf wieder ein Gleichgewicht her.

Die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest wollten jetzt wissen, wie gut spezielle Haarshampoos gegen Kopfhautschuppen wirken und ob sie das Haar gleichzeitig pflegen können. Für die Untersuchung wuschen sich 200 betroffene Männer und Frauen vier Wochen lang die Haare mit elf unterschiedlichen Produkten. Das Resultat ließen sie von Dermatologen und Friseuren beurteilen. „Die meisten Shampoos bekämpfen Schuppen gut und pflegen auch das Haar. Lästiges Rieseln lässt sich gut behandeln, auch für wenig Geld“, so das Fazit.

Testsieger wurde das Anti-Schuppen-Shampoo vom Discounter Lidl. Als einziges Produkt bekam es die Gesamtnote „sehr gut“. 100 Milliliter kosten umgerechnet 50 Cent. Noch günstiger und insgesamt gut sind den Angaben zufolge die Produkte von Aldi Süd und Aldi Nord sowie das Shampoo der Drogeriemarkt-Kette Rossmann. Im guten Mittelfeld landete das Produkt „Classic Clean“ von Head & Shoulders (siehe Tabelle). Das einzige Naturkosmetikum im Test bekam nur ein „ausreichend“. Das Produkt von Logona, das den Bio-Wirkstoff Wacholderöl statt synthetisch hergestellter Antimykotika verwendet, half laut Stiftung Warentest zwar gegen Schuppen, bei der Haarpflege aber habe es Schwächen gezeigt.

Dermatologin Vogt rät Schuppengeplagten, die Shampoos häufig und über längere Zeit anzuwenden. Die Mittel sollten sorgfältig einmassiert werden, damit die Wirkstoffe die Kopfhaut tatsächlich erreichten. Vor dem Ausspülen sollten diese mindestens eine Minute lang einwirken.

Wer eine erste Linderung bemerke, sollte die Shampoos nicht sofort wieder absetzen, weil sonst ein Rückfall drohe. Bei nachlassenden Beschwerden müssten Betroffene aber nicht mehr täglich zu Spezialkosmetika greifen. Sollten die Beschwerden trotz Anwendung nicht nachlassen oder sogar stärker werden, empfiehlt Vogt einen Besuch beim Hautarzt.