Göttingen/Garching. Das ungewöhnliche Himmelsobjekt versprüht Gas und Staub ins Weltall

Komet oder Asteroid? Mit dem „Hubble“-Weltraumteleskop haben Astronomen ein ungewöhnliches Himmelsobjekt im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter erspäht: einen Doppel-Asteroiden, der auch noch Staub und Gas ins All speit. Die Forscher um Jessica Agarwal vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung stellen ihren kuriosen Fund im Fachblatt „Nature“ vor.

Der Doppel-Asteroid mit der Katalognummer 288P besteht demnach aus zwei jeweils nur rund einen Kilometer kleinen Brocken, die sich in einem ungewöhnlich großen Abstand von rund 100 Kilometern umkreisen. Die Forscher glauben, dass der Asteroid durch die Fliehkraft seiner eigenen Rotation in zwei Stücke zerbrochen ist, und dadurch gefrorene Gase in seinem Inneren freigelegt wurden, die nun verdampfen. „288P muss vor kaum mehr als 5000 Jahren auseinandergebrochen sein“, erläutert Agarwal in einer Mitteilung ihres Instituts. Sonst hätten sich die Gase im vergleichsweise sonnennahen Asteroiden-Hauptgürtel längst vollständig verflüchtigt.

Kometen kreisen üblicherweise auf stark elliptischen Bahnen, die sie nur selten in die Nähe der Sonne führen, wo dann gefrorene Gase auf oder unter ihrer Oberfläche auftauen und den spektakulären Schweif produzieren. Asteroiden sind dagegen beständigere Objekte, die normalerweise nicht verdampfen und vor allem im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter in deutlich kreisförmigeren Bahnen die Sonne umrunden.

288P ist nicht der erste Asteroid, der sich nicht in dieses Schema fügt und Eigenschaften eines Kometen besitzt. Auf etwa 20 solche sogenannten Hauptgürtelkometen sind Astronomen bereits gestoßen. Es ist jedoch der erste Doppel-Asteroid in dieser Gruppe.

„Bereits im Jahr 2011 wurden wir auf 288P aufmerksam“, berichtet Agarwal. Erst 2016 war der Abstand zu dem Himmelskörper mit rund 200 Millionen Kilometer dann jedoch klein genug, um ihn mit „Hubble“ untersuchen zu können. Dabei zeigte sich nicht nur, dass 288P aus zwei Bruchstücken besteht, die Forscher registrierten auch deutliche Hinweise auf verdampfendes Wassereis, und auf den Bildern des Weltraumteleskops ist ein kometenähnlicher Schweif zu sehen, wie das europäische „Hubble“-Informationszentrum in Garching bei München mitteilt.