Darmstadt. Vor 50 Jahren wurde das Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt eingeweiht

Die meisten Menschen außerhalb Deutschlands dürften bisher selten von Darmstadt gehört haben. Zu klein und unbedeutend scheint die 150.000-Einwohner-Stadt südlich von Frankfurt am Main. Dabei lohnt besonders für Raumfahrt-Fans ein genauerer Blick: In Darmstadt befindet sich „Europas Tor zum Weltraum“. Das Europäische Raumflugkontrollzentrum (Esoc; European Space Operations Centre) wurde vor 50 Jahren eröffnet.

Rund 80 Satelliten der Europäischen Raumfahrtagentur Esa brachten die Esoc-Teams seit der Einweihung des Zentrums am 8. September 1967 in den Orbit. Der erste war im Mai 1968 Esro 2B, der kosmische und solare Strahlung erforschen sollte. Die technische Entwicklung seither ist rasant. Heute können viel mehr Daten in kürzerer Zeit übertragen werden als früher. „Damals waren die Rechner noch so groß, dass sie einen ganzen Saal gefüllt haben“, sagt Rolf Densing, Esoc-Chef und Esa-Direktor für Missionsbetrieb. Bedient wurden die Rechner früher nicht über Tastaturen, sondern mühsam über Lochkarten.

Eines der Highlights am Esoc war die „Rosetta“-Mission. Dabei gelang vor drei Jahren die spektakuläre Landung eines Mini-Labors auf dem Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“. Aktuell werden von Mitarbeitern des Esoc 17 Satelliten gesteuert – so viele wie nie zuvor. Bei den Missionen geht es unter anderem um Erdbeobachtung, um Klimaschutz, die Erforschung fremder Himmelskörper und um den Aufbau von speziellen Satelliten-Konstellationen.

Insgesamt gibt es im Weltall laut Densing inzwischen etwa 4500 intakte Satelliten, etwa 1500 von ihnen sind in Betrieb. „Daten aus dem Weltall sind das Öl des 21. Jahrhunderts“, sagt Rolf Densing. „Satelliten stellen täglich Daten zur Verfügung – für Landwirtschaft, Katastrophenschutz und die täglichen Wettervorhersagen.“

Es sausen aber nicht nur immer mehr Satelliten durchs All, sondern auch mehr Weltraumschrott: ausgediente Satelliten, Raketenreste und Millionen kleinerer Trümmerteile. „Weltraumschrott ist seit mindestens 30 Jahren ein Thema“, sagt Densing. Trotz dieser Probleme kann er sich vorstellen, dass Satelliten eines Tages quasi von alleine durchs All fliegen. „Ihre Autonomie wird zunehmen, wie auch bei Autos“, sagt er.