Braunschweig. Wissenschaftler erforschen Sexleben der Deutschen – aus wichtigem Grund

Wie haben die Deutschen Sex? Eine jetzt im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichte repräsentative Studie gibt Aufschluss. Männer haben demnach im Schnitt schon mit zehn Partnern geschlafen, Frauen mit fünf. Statistisch schlüssig ist das nicht. Doch solche Diskrepanzen hätten sich schon in früheren Untersuchungen ergeben, schreiben die Forscher um Erstautorin Julia Haversath von der TU Braunschweig.

Beim Antworten schummelten die Befragten vermutlich etwas. Männer würden tendenziell mehr, Frauen eher weniger Sexualpartner angeben, als sie tatsächlich hatten. Einer der statistischen Faktoren könne auch sein, dass acht Prozent der befragten Männer schon zu Prostituierten gegangen sind. Diese Gruppe hatte im Mittel mit vier Prostituierten sexuellen Kontakt. Die meisten der im Schnitt 48,5 Jahre alten Befragten haben Erfahrungen mit Vaginalverkehr: 88 Prozent der Männer und 89 Prozent der Frauen. Schon einmal oral befriedigt wurden 56 Prozent der Männer und 48 Prozent der Frauen. Die große Mehrheit der Männer (86 Prozent) und Frauen (82 Prozent) gaben an, heterosexuell zu sein. Jeweils ein Prozent ist den Angaben zufolge rein homosexuell. Am sexuell aktivsten ist erwartungsgemäß die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen. In diesem Alter haben Männer nach eigenen Angaben im Schnitt 60-mal Vaginalverkehr pro Jahr, Frauen 47-mal. Danach sinkt die Häufigkeit: Männer im Alter von 50 bis 59 Jahren haben demnach 34-mal pro Jahr solchen Sex, Frauen 22-mal.

Und wie halten es die Menschen in Deutschland mit der Treue? Eigenen Angaben nach ist rund jeder fünfte Mann (21 Prozent) in einer Partnerschaft schon einmal fremdgegangen. Bei den Frauen betrug der Anteil 15 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) hatten ein festen Partner. 76 Prozent verhüten in ihrer Beziehung nie mit Kondomen. In etwa jede zweite Frau (51 Prozent), die 50 Jahre oder jünger ist, nimmt die Pille.

Die Befragung soll nach Angaben der Autoren bevölkerungsbasierte Daten zur Häufigkeit verschiedener sexueller Verhaltensweisen liefern, die bisher fehlen. Diese seien wichtig für die Prävention sexuell übertragbarer Infektionen.